: „Weltstadt mit Schmerz“
■ Gericht untersagt Aushang von Plakat gegen Tierversuche
Was sind eigentlich Tierversuche? Und wer führt sie aus? Prof. Dr. Udo Helmchen von der Universitätsklinik Eppendorf jedenfalls möchte mit derart medizinischer Praxis allenfalls indirekt in Zusammenhang gebracht werden. Der Pathologe klagte gestern vor dem Hamburger Landgericht gegen TierversuchsgegnerInnen, die ihn als Tier-Experimentator geoutet hatten.
Konkret geht es um ein Plakat, das vor einigen Wochen an markanten Punkten Hamburgs hing. Titel: „Hamburg – Weltstadt mit Schmerz“. Darunter ein blutender, geschundener Hund und der Zusatz: „An der Uniklinik Eppendorf sterben weiterhin Tausende Tiere an Tierversuchen.“ Dazu eine Namensliste, in der auch „Prof. Dr. Udo Helmchen“ aufgeführt wurde. Der wollte nun mit einer Einstweiligen Verfügung den weiteren Aushang dieses Plakats zu unterbinden. Tierversuchsgegnerin Simome Runde: „Er hat die Klage erst angestrengt, als die Plakate schon wieder abgenommen waren.“
Helmchen begründete sein Vorgehen damit, daß er nicht mehr an Tierversuchen beteiligt ist: „Ich habe früher in Tübingen Tierversuche durchgeführt, seit 1988 in Hamburg nicht mehr.“ In seinem Institut würden lediglich Nierengewebeproben untersucht, die ihm zugeschickt werden und die aus „tierexperimentellen Versuchen“ anderer Arbeitsgruppen stammen. „Zu diesem Zeitpunkt sind die Experimente bereits zu Ende“, so der Mediziner.
Das wollte der Anwalt der Tierversuchsgegner, Rainer Köncke, nicht glauben. Immerhin sei Helmchen in den vergangenen Jahren bei 51 Veröffentlichungen als Mitautor aufgeführt worden, in denen über den Verlauf von Tierversuchen referiert werde. Köncke. „Wenn Sie nichts damit zu tun haben, werden Sie doch nicht als Mitautor aufgeführt, sondern bestenfalls in der Fußnote als Beteiligter genannt.“ Zudem würden die Gewebeproben aus Tierversuchen stammen, so daß man ihn zu Recht „Tierversuchs-Experimentator“ schimpfen dürfe.
Doch Helmchen erklärte per Eidesstattlicher Versicherung, „daß ich in Hamburg keine tierexperimentellen Versuche durchgeführt habe, und daß ich Tierversuche in anderen Städten nicht veranlaßt und die Konzeption nicht beeinflußt habe“.
Diese Erklärung überzeugte Presserichterin Ingrid Münzberg. Das Gericht untersagte die Veröffentlichung des Plakats und bestätigte damit die bereits im Eilverfahren erlassene Einstweilige Verfügung. Kai von Appen
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