Heroin von Dr. Voscherau

■ Hamburgs Bürgermeister will weiterhin Modellversuch für Langzeit-Junkies

„Auch Langzeitsüchtige sollen ein sinnerfülltes, infektionsfreies und nicht vom Tode bedrohtes Leben führen können.“ Das wünschte sich Hamburgs erster Bürgermeister Henning Voscherau am Montag abend in der Drogenberatungsstelle „Café Drei“ an der Hoheluftchaussee. Wenn es nach ihm ginge, bekämen Schwerstabhängige schon heute klinisch reines und von Ärzten verabreichtes Heroin vom Staat. Denn: „Wir sollten helfen, statt die Suchtkranken den internationalen Drogenkartellen in die Arme zu treiben.“

Mit dieser von Voscherau schon seit Ende der 80er Jahre favorisierten entkriminalisierenden Drogenpolitik rannte er bei rund 50 Betroffenen und Suchthelfern offene Türen ein. „Die meisten von Ihnen verstehen ja viel mehr davon als ich“, kokettierte der Senatsprimus, „ich rede ja von Heroinabhängigkeit wie ein Blinder von der Farbe.“

Unterstützt wird des Bürgermeisters Forderung von der Heroin Initiative Hamburg (HIH). „Viele von uns hängen schon seit 20 bis 30 Jahren an der Nadel, haben zehn Jahre und mehr im Knast verbracht, alle Therapie- und Substitutionsprogramme ausgereizt“, sagte HIH-Sprecher Michael Mach. „Wir brauchen ein Heroin-Programm nach britischem oder Schweizer Vorbild.“

Doch vor den Modellversuch mit 200 Langzeit-Junkies hat der Staat die Gesetzgebung gesetzt, und die verbietet derzeit noch die Droge auf Krankenschein. Eine von der Hamburger SPD auf den Weg gebrachte Gesetzesinitiative für das Modell wurde zwar schon zweimal mit der Mehrheit der SPD-regierten Länder im Bundesrat abgesegnet, liegt aber derzeit in den Ausschüssen des Bundestages. Voscherau hegt keine „übertriebene Zuversicht“ für eine Gesetzesänderung noch in dieser Legislaturperiode. „Man muß die Größe haben, parteiübergreifend zu überzeugen“, weiß er. Und diese Größe hat der erste Bürgermeister der Hansestadt selbstredend und missioniert derweil hinter den Kulissen für Heroin vom Staat. sim