■ Standbild
: Rasierte Achseln

„Die Super-Mamis“, Do., 18.00 Uhr, Pro 7

Vor gut drei Jahren erkundigte sich das Journal TV Guide (R.I.P.) bei führenden Programmgestaltern nach dem Wesen der Sitcom und mußte sich vom ZDF-Intendanten Stolte belehren lassen, Sitcom sei „die fieberhafte Suche nach einem Komiker, bei dem das Publikum trotzdem lacht“. Der weiland ARD-Programmdirektor Dietrich Schwarzkopf tat ungescheut kund, eine Sitcom sei „etwas, was die Zuschauer in die meist peinliche Situation bringt, das Angebotene als Comedy verstehen zu sollen“. In diese Verlegenheit brachte und bringt die ARD ihre Klientel freilich des öfteren: zum Beispiel mit Titeln wie „Golden Girls“, „Hallo Schwester“ und „Ellen“. Ansonsten aber parieren öffentlich-rechtliche Sender die drohende Humorüberfremdung seit je mit Komik der oberen Güteklasse – hauchzart Gesponnenem wie „Nonstop Nonsens“ und „Gaudimax“.

Der Amerikaner sucht seinen Spaß woanders. Eine Frau wie Brett Butler leidet jahrelang unter ihrem gewalttätigen Ehemann. Dem Zwangsbund endlich entronnen, stellt sie sich auf die Bühne und reißt Witze über das Erlebte. Heute ist sie ein Sitcom-Star, genau wie die in widrigen Dingen ebenfalls recht beschlagene Roseanne Barr. Auch Marilyn Kentz und Caryl Kristensen haben persönliche Erfahrungen zu einer Sitcom verarbeitet. „Die Super-Mamis“ sind sehr gewöhnlich, in ihren Worten: „Wir sind richtige Frauen mit richtigen Kindern ...“ (Kristensen) „... und richtigen Bäuchen“ (Kentz). Die Serie kontert das Frauenbild der Werbespots und Infomercials, deren Protagonistinnen die Heimarbeit so leicht von der Hand geht, während die „Super-Mamis“ bereits früh am Morgen mit einem hysterischen Anfall liebäugeln: „Ich hab' die Schlummertaste heute morgen einmal gedrückt. Also habe ich Cathy zu spät geweckt. Jetzt mache ich sie fertig, während ich mich auch anziehe. Dann mache ich ihr Frühstück, bereite ihr Mittagessen vor, wasche die Wäsche und füttere die Katze. Dann flechte ich ihre Haare, gebe dem Hund eine Flohtablette, glasiere den Kuchen und rasiere meine Achselhöhle. Und du? Gehst weg und arbeitest einfach. Wie machst du das???“

Die Herren Stolte und Schwarzkopf können darüber wahrscheinlich nicht einmal schmunzeln. Aber für ihresgleichen ist diese Sendereihe ja auch gar nicht gemacht. H.K.