Die Arbeiter warnen vor Kurswechsel

■ Zum Überleben fehlen für 100 Millionen Mark Aufträge

Berlin (taz) – „Wenn Sket kaputtgeht, wird Magdeburg zum Magdedorf“, orakelte schon 1992 der damalige Betriebsratsvorsitzende von Sket. Seit damals sind einige Sanierungskonzepte mit wechselnden Chefs gescheitert, das letzte davon am Dienstag. Weil die Arbeitnehmervertreter im Aufsichtsrat der Sket Schwermaschinenbau Magdeburg SMM GmbH sich am Montag weigerten, der Halbierung der Beschäftigtenzahlen in Magdeburg zuzustimmen, meldete die Geschäftsführung gestern mittag Konkurs an – wegen Zahlungsunfähigkeit und Überschuldung, so ihre Version.

Die Vertreter der Belegschaft wollen die Gesamtvollstreckung per Gerichtsbeschluß stoppen. Die Betriebsräte sind dabei nicht nur gegen die Reduzierung der Belegschaft von 1.208 auf 570 MitarbeiterInnen im Werk Magdeburg. „Das vorgelegte Konzept dient nicht der Sanierung, sondern der Zerschlagung der Sket“, meinte gestern in Berlin der aufgebrachte Olivier Höbel, selbst als Arbeitnehmervertreter im Aufsichtsrat. Nach dem Konkursantrag werden zwar weiterhin Fördermittel fließen, so die Treuhand-Nachfolgerin BvS gestern – allerdings ist noch nicht klar wieviel. Zahlen von knapp 80 bis 200 Millionen Mark sind im Umlauf.

Für Höbel ist der neue Plan ein „falscher Kurswechsel“. Damit wird nicht das Unternehmen erst saniert und dann privatisiert. Vielmehr wird es an einzelne Investoren verkauft. Die würden dann sehen, was sie gebrauchen könnten, die Sanierungsgelder würden ganz anders benutzt, als bisher geplant. Die Zahl der letztlich übrigbleibenden Stellen wäre noch unsicherer als bei der Verbundlösung.

Wann der einstige Stolz der Region in die schwarzen Zahlen kommt, kann niemand sagen. Für Altschulden aus DDR-Zeiten, Sozialpläne, eine neue Fabrik und den Ausgleich der Betriebsverluste hat die Treuhand schon 1,1 Milliarden Mark in das ehemalige Kombinat gesteckt. Der Sprecher der Geschäftsführung, Ex-Treuhand-Direktor Werner Kirchgässer, beziffert den Auftragsbestand auf 200 Millionen Mark. Das sind neun Prozent mehr als im letzten Jahr. Damit das Rot aus der Bilanz kommt, fehlen laut Kirchgässer aber immer noch 100 Millionen jährlich beim Auftragseingang.

In der Kalkulation vor einigen Jahren rechneten die Sket-Planer mit 650.000 Fertigungsstunden im Jahr. Das hätte 700 Beschäftigte allein in der Fertigung bedeutet. Durch die Auftragsflaute, eine rationellere Produktion und mehr Fertigung in den Auftraggeberländern sieht die Geschäftsführung heute nur noch 217.000 Fertigungsstunden jährlich als realistisch an – und damit nur noch 264 ArbeiterInnen in den Werkshallen. rem