: Sagahafte Neuerungen
„Schöner Wohnen“ bei der SAGA für Einkommensschwache: Mehr Wohnungen, Sozialarbeit und Ökologie ■ Von Marco Carini
Ein Wohnungsbauunternehmen geht neue Wege. Mit mehr Umweltschutz, mehr Wohnungsbau und mehr Sozialarbeit will die SAGA ihr Image aufpolieren, Wohnungslosigkeit und Luftverschmutzung bekämpfen sowie ein „schöner Wohnen“ auch für einkommensschwächere Gruppen garantieren. Auf der jährlichen Bilanzpräsentation stellte der SAGA-Vorstand gestern seine jüngsten Aktivitäten vor. Fazit der Veranstaltung: Die Oberhäupter der einstigen Skandalnudel sind inzwischen mächtig stolz auf sich.
Stichwort Ökologie: Den „Umweltschutz ganz nach vorne stellen“ will Vorstandsmitglied Hartmut Brosius. Millionen sollen in den kommenden Jahren in eine bessere Wärmedämmung der über 95.000 Wohnungen gesteckt werden. Auch die Heiztechnik soll umweltfreundlicher werden. So hat die SAGA im vergangenen Jahr mit dem Bau eines Niedrigenergiehauses in Bramfeld begonnen.Die Wärmeerzeugung mit Heizöl konnte 1995 auf 0,1 Prozent gesenkt werden – die meisten Siedlungen werden längst mit Fernwärme oder Ferngas beheizt.
Stichwort Freizeit: Mit speziellen Freizeitangeboten will die SAGA der Öde und dem „Vandalismus“ in den Hochhausquartieren begegnen, der das Unternehmen alljährlich rund 10 Millionen Mark kostet. In neun Großsiedlungen wurden offene Streetball-Treffs für Jugendliche eingerichtet, die laut Brosius „großen Zuspruch“ erfahren. Neue Wege geht der Konzern auch beim Thema „Graffiti“, wo der „Gestaltungswille der Jugendlichen in geordnete Bahnen“ gelenkt werden soll. Konkretes Beispiel: Das unter SAGA-Federführung entstandene, 28 Meter hohe Otto-Schuhmann-Graffiti, das die Seitenfassade eines zehnstöckigen Wohnklotzes in Lohbrügge ziert.
Stichwort Sozialarbeit: In einem Wilhelmsburger Modellversuch hat das Unternehmen 1995 erstmals eine „Mietschuldenberatung“ angeboten. Eine Idee, die sich auszahlt: Bei 15 von 16 BewohnerInnen, die bei der SAGA in der Kreide standen, konnten die Konten ausgeglichen werden. Inzwischen wird das Konzept in Rahlstedt erprobt, weitere Stadtteile sollen folgen.
Stichwort Wohnungsneubau: Bis zur Jahrtausendwende will die SAGA jährlich 550 Wohnungen bauen. 1995 allerdings wurde die Zielmarke mit 406 neuen Wohneinheiten noch verfehlt. Während bisher vor allem Dachgeschosse ausgebaut wurden, will das Unternehmen in Zukunft auch verstärkt auf der grünen Wiese klotzen. In der Hasselbrookstraße (Eilbek) wird zur Zeit mit der Errichtung von 148 Wohneinheiten begonnen, in Neugraben-Fischbek sind 305 neue Wohnungen geplant – doch hier hat ein seltener Vogel namens Wachtelkönig mit markigen Klageschreien den Baubeginn bislang verhindert.
Stichwort Instandsetzung: Seit die Sanierungszuschüsse der Stadt auf exakt null Mark gekürzt wurden, muß sich die SAGA gewaltig zur Decke strecken, um ihre Siedlungen in Schuß zu halten. Trotz fehlender Staatsknete sollen die Instandsetzungs-Ausgaben aber bei jährlich über 240 Millionen Mark gehalten werden – fast jede überschüssige Mark fließt in Reparaturen.
In wenigen Monaten will der Wohnungskonzern zudem eine umfassende MieterInnen-Befragung abgeschlossen und ausgewertet haben. Dann wird man wissen, ob die SiedlungsbewohnerInnen von der SAGA eine genauso hohe Meinung haben, wie diese von sich selbst.
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