: Parkplatz mit Wachstum
■ Autoumschlag in Bremerhaven wächst / Neuer Flächenbedarf
Der Umschlag von Automobilen in Bremerhaven soll von 800.000 Autos jährlich bis 2005 um bis zu 30 Prozent wachsen, prognostizieren Wissenschaftler des Instituts für Seeverkehrswirtschaft und Logistik (ISL). Der größte Parkplatz Europas soll darum wachsen. Man habe dafür schon mit der Bremer Lagerhaus-Gesellschaft (BLG) Flächen der Carl-Schurz-Kaserne und den anderen Gewerbegebieten „identifiziert“, sagte Häfensenator Uwe Beckmeyer (SPD).
70.000 Stellplätze auf 160 Hektar und drei Hochgaragen reichen nicht mehr lange aus. Die ISL-Zahlen dienen BLG-Chef Hans Pöhl und dem Häfenressort als Argumentationsgrundlage für neuen Flächenverbrauch: 3.000 Menschen arbeiten demnach in Bremerhaven für den Autoumschlag. Davon 850 in den drei Veredelungszentren der privaten Spediteure Harms, Modlof und Menke, wo etwa Normalmodelle in Sonderausstattungen verwandelt werden. Jedes Auto bringe eine Wertschöpfung von 260 Mark, jeder Beschäftigte erarbeite Werte von 110.000 Mark im Jahr. Mit Dienstleistungen rund ums Fahrzeug werden 250 Millionen Mark umgesetzt. 40 Millionen Steuern fließen jährlich ins Bremer Staatssäckel. „Das Argument, Autoumschlag bringe nichts, ist damit widerlegt“, sagte Beckmeyer.
„Beim Auto ist die BLG schon das Logistik-Unternehmen, das wir in anderen Bereichen noch werden wollen“, sagte Pöhl. Die Kunden aus der Auto-Branche wollten zunehmend ein komplettes Dienstleistungsangebot aus einer Hand, wie es die BLG mit ihren privaten Partnern bieten könne. Die großen Importeuere wie Toyota laden ihre gigantischen Autoschiffe in Bremerhaven ab und verteilen ihre Ladung mit kleineren Reederschiffen nach Osteuropa und Skandinavien. Für jedes importierte Auto verläßt eine deutsche Karosse das Land in Bremerhaven. So müssen die Reeder nicht mit halbleeren Schiffen wieder abfahren.
152 Millionen Mark hat die BLG nach Angaben des zuständigen Vorstandes Dieter Naumann seit 1977 in Straßen, Flächen, Rampen und EdV-Systeme für den Autoumschlag gesteckt. Gerade wurde für 20 Millionen ein neues Parkhaus für 7.000 PKW in Betrieb genommen. Damit können jetzt 25.000 Autos unter Dach geparkt werden. Künftig seien jedes Jahr Investitionen in zweistelliger Millionenhöhe notwendig, hieß es.Es sei ausgeschlossen, den Stellplatz-Bedarf nur über Hochgaragen zu befriedigen. Jeder Parkplatz sei dort bis zu achtmal teurer als zu ebener Erde. „Irgendwann rechnet sich das nicht mehr“, so Naumann. Man wolle die Flächen nicht auf ewig mit Autos zuparken. Aber im Moment habe man kein Gewerbe, das höhere Wertschöpfung garantiere. jof
Eine Koalition, die was bewegt: taz.de und ihre Leser:innen
Unsere Community ermöglicht den freien Zugang für alle. Dies unterscheidet uns von anderen Nachrichtenseiten. Wir begreifen Journalismus nicht nur als Produkt, sondern auch als öffentliches Gut. Unsere Artikel sollen möglichst vielen Menschen zugutekommen. Mit unserer Berichterstattung versuchen wir das zu tun, was wir können: guten, engagierten Journalismus. Alle Schwerpunkte, Berichte und Hintergründe stellen wir dabei frei zur Verfügung, ohne Paywall. Gerade jetzt müssen Einordnungen und Informationen allen zugänglich sein. Was uns noch unterscheidet: Unsere Leser:innen. Sie müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 50.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Es wäre ein schönes Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen