Kommentar (s. Nachgefragt S. 22)
: Siegen lernen

■ Quote wertet Frauen ab

Keine Frage: Männer machen es den Frauen schwer. Mit einem unerschütterlichen Selbstbewußtsein kandidieren sie – die eigenen Schwächen großzügig übersehend – für alle möglichen und unmöglichen Ämter. Der Erfolg ist ihnen meist gewiß. Auf den Schultern der „Old-Boys-Connection“ werden sie von ihren Geschlechtsgenossen, die häufig in der Mehrheit sind, in das gewünschte Amt getragen. Auch die Leiter zur Chefetage erklimmen Männer flinker als Frauen. Selbstzweifel stellen sich ihnen seltener in den Weg. Und Skrupel, sich durch gute Beziehungen von hinten anschieben zu lassen, sind bei ihnen weniger stark ausgeprägt als bei Frauen.

Frauen sind – das belegen einschlägige Studien – bescheidener als Männer. Und daran wird auch die Frauenquote nichts ändern. Im Gegenteil: Wenn Frauen durch die Quote in Ämter gehievt werden, denen sie nicht gewachsen sind, schaden diese Alibi-Frauen der Gleichberechtigung sogar mehr, als daß sie ihr nützen.

Frauen können eine Menge. Sie müssen nur endlich lernen, selbstbewußt zu fordern, was ihnen zusteht. Anstatt sich den Weg nach oben sanft durch eine Quote ebnen zu lassen, müssen sie sich diesen Weg selbstbewußt und kompetent freikämpfen. Nur so werden sie es schaffen, ernstgenommen zu werden. Die Quote degradiert Frauen nur zu armen, beschützenswerten Seelchen, die sich nicht durchsetzen können. Haben wir das nötig? Kerstin Schneider