: Keine Eiertänze
■ Schalkes neuer Trainer erlebt gegen den HSV ein Wunder: 3 Heimpunkte
Gelsenkirchen (taz) – Seit Freitag surfen die Schalker mit eigener Homepage im Internet, einen Tag später machte der Trainer seinen Freischwimmer: Huub Stevens feierte eine Drei-Punkte-Heimpremiere in der Bundesliga. Für die gleiche Anzahl an Zählern brauchte Schalke im Parkstadion davor immerhin vier Anläufe. Siegerposen, gar Eiertänze auf der Tartanbahn waren bei dem Holländer nicht festzustellen. Mit geschliffenem Deutsch, aber äußerst ökonomischer Rhetorik sprach er von keinem großen Spiel und einem Sieg der Kampfkraft und Moral. So könne es weiter nach oben gehen. Dabei faltete sich seine Miene in ein mittelfristiges Unentschieden.
Seine Mannschaft ließ auch im dritten Spiel nach dem Mobbing- out des Vorgängers Jörg Berger den spielerischen Befreiungsschlag vermissen. Und weil sie wie auch der HSV ein schweres UEFA-Cup-Spiel in den Socken und in der Liga die Abstiegszone im Rücken hatten, waren die Schalker nach den Worten ihres Vorredners Olaf Thon „von zwei schlechten Mannschaften die bessere“. Tatsächlich stolperte der HSV mit beiden Füßen, die Schalker nur mit dem Standbein durch ein krottenschlechtes Spiel. Von dieser Dürftigkeit kündete auch die ernste Miene Huub Stevens'.
Der war von den 33.000 Besuchern mit vorsichtiger Distanz empfangen und ohne „Huub!“- Gesänge verabschiedet worden. Ins Herz geschlossen haben sie ihn noch nicht, und Stevens, der angenehm unaufgeregt auf der Bank saß, wird Tochter und Sohn bis zum Ende des Schuljahres weiter in Kerkrade büffeln lassen. Ob seine Schalker Schüler das Erlernen der Viererkette intellektuell verkraften können, wird sich erst nach der Winterpause weisen. Bis dahin operiert der 18fache holländische Nationalspieler und einst beinharte rechte Verteidiger mit kontrollierter Defensive. Das ist unattraktiv, aber erfolgreich: Die Zu-null-Spiele gegen Trabzonspor und den HSV gaben dem Trainer recht.
Eine Werbeseite im Stadionheft sollte da nicht als kontraproduktiv mißdeutet werden. Ausgerechnet Ober-Mobber Olaf Thon preist da den „Schalke Protector“ als ultimativen Naßrasierer für jeden Fan an. Vor zwei Wochen erst hatte die Mannschaft den Trainer rasiert. Ernst Thoman
Hamburger SV: Golz - Fischer, Henchoz, Kovacevic, Hollerbach - Hartmann (46. Schopp), Kmetsch (73. Schupp), Cardoso, Salihamidzic - Breitenreiter (85. Seitz), Bäron
Zuschauer: 32.600; Tore: 1:0 Wilmots (28.), 2:0 Dooley (66.)
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