: Damit sich nicht nur das Schild an der Tür ändert
■ Um die Kosten im Gesundheitswesen zu senken, fordern DGB und ÖTV Strukturveränderungen in den Krankenhäusern statt Teilprivatisierungen
Einen zügigen Abbau von Hochleistungsmedizin zugunsten der Grundversorgung haben der Deutsche Gewerkschaftsbund (DGB) und die Gewerkschaft ÖTV gefordert. Aufgrund der bedrohlichen Finanzkrise der gesetzlichen Krankenkassen sprach sich DGB-Landesvorsitzende Christiane Bretz gestern dafür aus, den übermäßigen Anteil der Spezialbetten dauerhaft in normale Betten umzuwandeln. Als erste Betriebskrankenkasse muß die KWO Kabel GmbH zum Monatsende schließen. Die AOK kann nur mit einer 300-Millionen-Finanzspritze des Bundesverbands wettbewerbsfähig gehalten werden.
Die Betten der Kliniken mit Maximalversorgung seien im Schnitt rund 300 Mark teurer als ein Regelbett. Um die Kosten im Gesundheitswesen zu senken, müsse deshalb die Maximalversorgung auf „das notwendige“ Maß reduziert werden, sagte ÖTV-Chef Kurt Lange. Fast jede dritte Klinik ist bereits ein Krankenhaus mit Maximalversorgung, also mit allen Fachrichtungen und modernstem Gerätepark ausgestattet.
Nach Darstellung von DGB und ÖTV ist der Anteil der Krankenhauskosten, den die Krankenkassen aufbringen müssen, deshalb besonders hoch. Er liege mit 43 Prozent deutlich über dem Durchschnitt anderer Großstädte. Besonders betroffen dabei sei die AOK, da diese überproportional viele ältere und sozialschwächste Menschen versichert. Deshalb sei es, so Lange, zu den starken „finanziellen Engpässen“ der AOK gekommen. Es bestehe trotz Finanzspritze weiterhin ein enormer Kostendruck, der nur durch längerfristige Strukturreformen gelindert werden könne.
Eine Teilprivatisierung der Krankenhäuser, wie es Gesundheitsstadtrat Detlef Orwat vorgeschlagen hat, lehnten Christiane Bretz und Kurt Lange deshalb ab: „Das bringt gar nichts, denn dann verändert sich nicht die Struktur, sondern nur das Schild an der Tür des Krankenhauses.“ Julia Naumann
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