Die Nordsee läuft über

■ Gefahr höherer Sturmfluten in Hamburg und an der Nordseeküste wächst

Ein Wissenschaftler schlägt Alarm: An der Nordseeküste wächst die Gefahr großer Sturmfluten, dabei könne der Höchstwasserpegel in Hamburg gut einen Meter höher liegen als je zuvor. Das prophezeite gestern Professor Jürgen Sündermann, Direktor des Zentrums für Meeres- und Klimaforschung, auf einem Symposium zur Nordseeforschung in Hamburg.

Sündermann mochte nicht ausschließen, daß sogar „eine Überschreitung des Pegels um zwei Meter“ eintreten kann. In diesem Fall, so der Klima-Forscher, gebe es nur noch eine Lösung: „Dann müssen die Deiche ausgebaut werden.“

Grund für die „dramatischen Veränderungen“ in der Nordsee sei ein tendenzieller Anstieg des Meeresspiegels. Ob die Ursache dafür im vielbeschworenen „Treibhauseffekt“ zu suchen ist, sei allerdings unter Wissenschaftlern noch umstritten. Am Fakt ändere dies aber nichts. Ungeklärt sei ebenfalls, ob der Flutpegel nach der von der Hansestadt beabsichtigten weiteren Ausbaggerung der Elbe noch stärker ansteigen würde. Bisher gehen die Berechnungen der Wirtschaftsbehörde von einer Erhöhung um allenfalls wenige Zentimeter aus.

Auch für die Lieblingsinsel nicht nur Hamburger Promis hat Sündermann keine guten Nachrichten: „Es ist gegenwärtig fast aussichtslos, die Insel Sylt zu halten, weil die Natur die Insel nicht will“, erklärte er. Es wäre „möglicherweise sinnvoll, Sylt aufzugeben“. Ob die Veränderungen vom Menschen herbeigeführt oder aber Teil einer natürlichen wiederkehrenden Entwicklung seien, hält Sündermann für „die große Herausforderung in der Nordseeforschung und für den Küstenschutz.“ taz/lno