piwik no script img

Schäfer nicht abgeluchst

■ Der KSC hätte beim Pokal-3:1 über Greuther Fürth noch zulegen können

Nürnberg (taz) – Karlsruhe und Fürth, das hätte, wirft man einen Blick in die Fußballgeschichte, ein vielversprechendes Thema sein können. Am 11. September 1910 wurde der Fürther Ronhof mit einem Spiel gegen den damaligen deutschen Meister Karlsruher FV eröffnet. Der SpVgg gelang vor 8.000 Zuschauern ein respektables 2:2. Wenige Zeit später luchsten die Fürther den Karlsruhern ihren Trainer William Townley ab. Der Engländer, ehemals Profi bei Blackburn Rovers, war wohl hauptverantwortlich dafür, daß die Männer mit dem Kleeblatt auf der Brust im Jahre 1914 ihren ersten Meistertitel einfahren konnten.

Diesmal, gut 86 Jahre später, brachte den Fürthern ein Gegner aus Karlsruhe kein Glück. Allerdings kam auch nicht der amtierende Meister. Auch fand das Spiel nicht im Ronhof statt. Der Karlsruher SC hatte sich jedenfalls als zu stark erwiesen beim lockeren 3:1 über den Tabellenführer der Regionalliga Süd.

Vielleicht ist es auch so, daß die SpVgg Greuther Fürth im Nürnberger Frankenstadion nur gewinnen kann, wenn die Hütte voll ist und der Gegner 1. FC Nürnberg heißt. War das mit 2:1 gewonnene Spiel gegen den Club in der zweiten Hauptrunde ausverkauft, so kamen diesmal nur 11.800 Zuschauer. Fürths Präsident Hack hätte sogar, um im heimischen Ronhof spielen zu können, eine mobile Flutlichtanlage installieren lassen, doch das Vorhaben war am Karlsruher Veto gescheitert. Hacks Hoffnung, daß die Nürnberger auch dann ins Stadion strömen, wenn dort nicht ihr 1. FCN antritt, erwies sich dann genauso trügerisch wie die Hoffnung auf weitere Fürther Pokalsiege.

Schon nach 14 Minuten hatte nämlich der KSC durch Kopfballtore von Reich und Dundee alles klar gemacht. „Wir haben den Gegner sofort nervös gemacht“, analysierte Thomas Häßler. Zweimal hatte der Karlsruher Spielmacher per Flanke bzw. Freistoß die Vorarbeit geleistet, zweimal hatte dabei die Fürther Abwehr nicht gut ausgesehen. Als die SpVgg die Angst vor dem Bundesligisten abgelegt hatte, war das Spiel bereits kaum mehr zu kippen. Insbesondere wenn Häßler am Ball war, hielten die Fürther respektvoll Abstand.

Die Fürther waren bemüht, wie das Eckenverhältnis von 13:6 beweist. Man hatte auch Chancen. Während aber die Fürther meist am Tor von Reitmaier vorbeizielten (Weigl, Richter, Türr), mußten auf der anderen Seite Menger bei Chancen von Kirjakow und Dundee mehrmals richtig eingreifen. Die Entscheidung brachte dann eine Flanke von Wück, die Probst, von Dundee bedrängt, ins eigene Tor abfälschte (65.).

Thomas Häßler hatte recht, als er sagte: „Die Fürther waren zwar phasenweise optisch überlegen, aber wenn wir gewollt hätten, hätten wir jederzeit zulegen können.“ Ihren Trainer nahmen die Karlsruher auch wieder mit. Daß eines Tages Winfried Schäfer seine Zelte in Fürth aufschlagen wird, erscheint im Moment noch recht unwahrscheinlich. Christoph Bausenwein

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen