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Drive inne Innenstadt

■ Senat und Brepark senken Parkhaus-Preise / Umländer kommen im Auto / Grüne: Einladung zum Umsteigen

Die „Geister des alten Ladenschlusses“ wollen Senat, Brepark, Handelskammer und die Einzelhändler der City vertreiben. Die vermutet man in den Parkhäusern: ab 1. November öffnen in der Bremer City nicht nur die meisten Geschäfte, sondern auch die sechs Parkgaragen der Brepark um zwei Stunden länger bis 22 Uhr. Ab 17 Uhr zahlen Parker statt zwei nur noch eine Mark pro Stunde.

Der auf sechs Monate befristete Versuch verursacht der Brepark nach eigenen Schätzungen, die sich an den Zahlen vom Vorjahr orientieren, einen Einnahmeausfall von 250.000 Mark. Der Senat soll die Hälfte des Verlustes tragen.

Die innerstädtischen Einzelhändler beteiligen sich nicht an der Finanzierung. „Sie haben mit der Umstellung auf die neuen Verkaufszeiten jetzt genug zu tun“, entschuldigte sie Wirtschaftssenator Hartmut Perschau (CDU).

Bremens autofeindliches Image sei Schuld, daß seine Sogwirkung für das Umland zu wünschen übrig lasse, konstatierten sowohl Perschau als auch Walter Messerschmidt, der Vizepräses der Handelskammer. 87 Prozent der City-Einkäufer aus dem Umland reisten mit dem Privatwagen an, so Perschau. Unter den Besserverdienenden sei der Prozentsatz noch höher. Nur wenn diese Klientel erreicht werde, könnten sich neue Läden in den Passagen der Landesbank und der Deutschen Bank etablieren.

Die Bremer aus den Außenbezirken kommen aber nach Angaben der BSAG hauptsächlich mit Bahn und Bus in die Innenstadt. Die Grünen kritisierten die Subventionen für die Parkhäuser als eine Einladung zum „Umsteigen von Bahn und Bus aufs Auto“. Die Parkgebühren seien jetzt billiger als ein Fahrschein der BSAG, so die Abgeordnete Karin Krusche.

In der Stadtmitte wollen fast alle Geschäfte bis 20 Uhr verkaufen. Andernorts halten sich die Einzelhändler einstweilen zurück. In Vegesack, Findorff und Gröpelingen werden einige Läden bis 19 Uhr öffnen - versuchsweise.

Allein im Viertel wollen mittwochs bis freitags etwa zwei Drittel der Geschäfte bis 20 Uhr öffnen - hier hofft man auch auf die Zugkraft von Kneipen und Kultur. „Trotzdem behandelt uns die Stadt so, als gehörten wir nicht dazu“, kritisiert Haushaltswarenhändler Norbert Caesar für die Viertel-Kaufleute. Bremens Attraktivität hänge wohl nicht allein von guten Parkgelegenheiten in der City am Abend ab. „Oder was wollen Sie in der Innenstadt nach 20 Uhr machen: zu McDonalds gehen oder in den Ratskeller?“ ahm

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