: Regierung in Kopenhagen sorgt für Rückenwind
■ 80 Prozent der dänischen und 8 Prozent der deutschen Rotoren werden exportiert
Wilhemshaven (taz) – Die Einladung ist eindeutig: „Um weite Teile unseres Landes mit Elektrizität versorgen zu können, setzen wir auf eine dezentrale Versorgung mit Windkraft.“ Das sagte Caspar Erik Stemmer aus dem brasilianischen Technologie-Ministerium den deutschen Windkraftanlagenherstellern, die sich bis gestern in Wilhelmshaven auf einer Tagung des Deutschen Windenergie-Institutes (Dewi) trafen.
Auf solche Exportchancen sind die deutschen Windmühlenproduzenten angewiesen, denn auf dem heimischen Markt sind die Winde rauher, die Aufträge weniger geworden. Erstmals seit zehn Jahren muß die Branche Einbußen hinnehmen. Doch während Dänemarks Windanlagenhersteller vier von fünf Rotoren fürs Ausland herstellen, liegt der Ausfuhranteil der deutschen Konkurrenz gerade einmal bei acht Prozent.
Auch in Marokko, das jüngst ein 50-Megawatt-Windprogramm ausgeschrieben hat, haben die Dänen die Nase vorn, während nicht eine einzige deutsche Maschine für das Pilotprojekt geordert wurde. Die Dänen profitieren heute nicht nur von ihrem zehnjährigen Technologievorsprung: „Firmen wie Vestas oder Micon können dem Kunden gleich immer ein Finanzierungspaket anbieten“, sagt Franz Tacke, Seniorchef der Nummer zwei in Deutschland Tacke Windtechnik. Ein staatliches Förderprogramm mit niedrigen Kreditzinsen und langen Laufzeiten kurbele den Export an. Deshalb sei die Hoffnung verfehlt, daß die deutschen Produzenten kurzfristig ihre Baisse in der Heimat mit Exporten kompensieren könnten.
Für Volker König, Geschäftsführer der Firma Nordex, gibt es dehalb nur einen Ausweg: „Wir müssen uns in den entsprechenden Ländern kompetente Kooperationspartner suchen.“ In Indien, einem der größten Wachstumsmärkte, schaffte seine Firma im vergangenen Jahr den Einstieg. Auch die Husumer Schiffswerft konnte gleich ein Dutzend ihrer 250-MW-Rotoren nach Indien liefern. Und in China drehen sich mittlerweile erste Rotoren aus deutscher Fertigung. „Für die mittelständische Windbranche wird es schwer, bei solchen Aufträgen Service und Wartung zu garantieren“, so Nordex-Chef König. Königs Prognose lautet deshalb: Von den 60 Anbietern, die es heute noch auf dem deutschen Markt gibt, werden bis zur Jahrtausendwende ein Dutzend überleben. Ralf Köpke
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