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Unterm Strich

Christie's hat in Wien eine außergewöhnliche Kunstversteigerung organisiert: Am Dienstag und Mittwoch werden im Wiener Museum für angewandte Kunst mehr als 8.000 Kunstwerke ausgestellt, die die Nazis zwischen 1938 und 1945 von österreichischen Juden beschlagnahmt hatten. Trotz des hohen Wertes einiger Werke empfindet Museumsdirektor Peter Noever keine Vorfreude: „Das ist kein fröhliches Ereignis, denn hier wird die Hinterlassenschaft von ermordeten, aus Österreich vertriebenen und vergessenen Menschen versteigert.“ Die Einnahmen sollen an die Jüdische Gemeinde Österreichs gehen, die die Auktion in Auftrag gegeben hat. Christie's übernimmt die Ausrichtung der Versteigerung kostenlos. Laut Sprecherin Florentine Kleemann ist das Interesse an der Auktion sehr groß. Ihr Haus rechne mit einem Erlös von umgerechnet 5,5 Millionen Mark. Auktionsleiterin Anke Adler-Slotke erklärt, durch die Kunstwerke könne ein Einblick auf das kulturelle Leben österreichischer Juden vor dem Zweiten Weltkrieg gewonnen werden. Versteigert werden Werke aus allen Epochen und aller Gattungen. Eine Büste von Alexander dem Großen aus dem dritten Jahrhundert vor Christus ist ebenso dabei, wie Aquarelle des Wiener Künstlers Rudolf von Alt vom Ende des 19. Jahrhunderts. Auch Silberbesteck, Teppiche und Gobelins, Waffen und Rüstungen sollen an die Interessenten gebracht werden. Gemeinsam ist den Werken nur ihre bewegte Geschichte: Die Exponate waren in den Jahren 1938 bis 1945 von den Nazis ihren jüdischen Besitzern geraubt und in einem Salzbergwerk versteckt worden. Nach dem Krieg beschlagnahmten die Alliierten den Kunstschatz und deponierten ihn im Barockkloster Mauerbach, wonach er seinen Namen bekam. 1952 beauftragten die Alliierten Österreich mit der Rückgabe der Kunstschätze an ihre rechtmäßigen Besitzer.

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