piwik no script img

Schlampereien ohne Folgen

■ Krümmel: Staatsanwälte ermitteln, Ministerium bedeckt sich

Pfusch am Bau – doch ohne Konsequenzen? Gestern äußerte sich das Kieler Energieministerium zu den am Wochenende bekannt gewordenen neuen Vorwürfen gegen das Atomkraftwerk Krümmel. Danach wurde 1972 mit dem Bau des Reaktordruckbehälters – dem Herzstück des Atommeilers – 1972 begonnen, ohne daß TÜV und Genehmigungsbehörde davon informiert waren. Zudem stellten die Prüfer später Verunreinigungen in dem in Frankreich gegossenen Stahl für die Sicherheitshülle fest.

Die frohe Botschaft aus Kiel lautet nun: Stimmt genau, wissen wir schon lang, macht zwar wohl nix, prüfen wir aber trotzdem. Das Energieministerium habe von Anfang an gewußt, daß der Reaktor-druckbehälter ohne Genehmigung gebaut worden sei. Ministeriumssprecher Traulsen: „Es entsprach der damaligen Übung der Baufirmen, Kraftwerksteile schon vor Erteilung einer Genehmigung in Eigenverantwortung fertigen zu lassen.“

1988 habe eine TÜV-Kontrolle des Druckbehälters ergeben, daß er die damaligen Anforderungen erfüllte. Deshalb habe die frühere Landesregierung – in vollem Wissen um die Herstellungs-Umstände des Behälters – die Dauerbetriebsgenehmigung im April 1988 erteilt.

Ob es bei der Fertigung des Reaktordruckbehälters dabei zu Unregelmäßigkeiten gekommen sei, werde gegenwärtig kontrolliert. „Die Staatsanwaltschaft Lübeck wird fortlaufend informiert und bei ihren Ermittlungen unterstützt“, tut Ministeriumssprecher Hans-Friedrich Traulsen kund. Die bisherigen Ermittlungen hätten allerdings „bislang keine Anhaltspunkte“ dafür ergeben, den Weiterbetrieb der Anlage zu untersagen. HEW-Sprecher Ulrich Kresse: „Alle Vorwürfe sind uralt und durch Gutachten längst ausgeräumt.“ Marco Carini

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen