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Massenstreik in Belgien

■ Sozialistische Gewerkschaft fordert Arbeitsplätze und 32-Stunden-Woche

Brüssel (AFP) – Ein Massenstreik hat gestern den öffentlichen Verkehr in Belgien nahezu lahmgelegt. Von dem Streik, zu dem die größte Gewerkschaft des Landes, die sozialistische FGTB, aufgerufen hatte, waren auch andere Bereiche des öffentlichen Dienstes sowie der Privatwirtschaft betroffen. Die FGTB verlangt eine Reduzierung der wöchentlichen Arbeitszeit auf 32 Stunden bei vollem Lohnausgleich sowie Zusagen der Unternehmer, neue Arbeitsplätze zu schaffen.

Die internationalen Eisenbahnverbindungen nach Frankreich und in die Niederlande brachen vollständig zusammen. Im französischsprachigen Landesteil Wallonien fuhr nach Angaben der belgischen Eisenbahngesellschaft SNCB kein Zug mehr. Zu erheblichen Störungen kam es auch in Flandern. Öffentliche Busse verkehrten im ganzen Land nicht. Viele Kaufhäuser und Supermärkte blieben geschlossen, Postsendungen wurden in manchen Städten nicht ausgetragen. Der Flugverkehr verlief hingegen ungestört.

Streiks im Privatsektor fanden vornehmlich in Wallonien statt. Beim Stahlriesen Cockerill-Sambre, beim Volkswagenwerk in Brüssel und bei Agfa-Gevaert in Antwerpen ruhte die Arbeit. Im Großraum Lüttich streikten Tausende Stahlarbeiter.

Belgiens zweite große Gewerkschaft, die christliche CSC, hatte sich im Stahlsektor dem Aufruf zum Streik angeschlossen. Die nationale CSC-Leitung hatte einen Aufruf zum landesweiten Streik während der laufenden Tarifverhandlungen jedoch als „verfrüht“ bezeichnet. Die Verhandlungen zwischen den Tarifpartnern über die Entwicklung der Löhne und Gehälter in den kommenden zwei Jahren waren nach einem ersten Treffen am Mittwoch ausgesetzt worden.

Die Dreijahresfrist, innerhalb derer Löhne und Gehälter eingefroren wurden, läuft am 31. Dezember aus. Ministerpräsident Dehaene hat damit gedroht, die künftige Lohn- und Gehaltsentwicklung selbst festzulegen, falls sich Unternehmer und Gewerkschaften nicht einigen sollten.

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