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■ VorschlagGelegentliche „Yu-Yu!“-Rufe: Noa aus Israel singt im Tränenpalast

Von jemenitischer Herkunft ist sie, in der New Yorker Bronx aufgewachsen und heute in Israel ein Star – so die Kurzfassung der Biographie der 27jährigen Sängerin Achinoam Nini. Erobert hat sie sich das große Publikum mit Liedern, die sich poprhythmisch von Liebe zu Gott, Welt oder dem ersehnten Frieden hangeln oder den Frauen in Bosnien gewidmet sind.

Mit ihren Liedern versucht Noa die kulturellen Widersprüche, die sie geprägt haben, in Einklang zu bringen. Als Kind jemenitischer Eltern ist ihr neben der jüdischen auch die arabische Welt nicht verschlossen, in den USA aber ist sie zur Schule gegangen. Als sie sich mit 17 entschied, in Israel zu leben, mußte sie zuerst die obligatorischen zwei Jahre Militärdienst leisten, denn in Israel gilt die Wehrpflicht auch für Frauen. Sie gehörte allerdings einer Unterhaltungseinheit an und tingelte mit ihren Liedern von Truppe zu Truppe.

Das erste Stück ihrer neuen CD, „Calling“, heißt „U.N.I.“, und das steht nicht nur für „Universum“. Singt sie dann aber nur das „and I and I“ oder, verkürzter, „'n I 'n I“, ist sie wieder bei ihrem eigentlichen Nachnamen angekommen: Nini. Kleine Raffinessen, die ein verstecktes Gegengewicht zu den Arrangements bilden, denn wenn es um die Musik geht, wird die multiple Identität der Künstlerin auf eine viel leichter zu konsumierende Art zugerichtet. Gelegentliche „Yu-Yu!“-Rufe, wie sie von arabischen Frauen bei Freudenfesten ausgestoßen werden, tauchen als Backgroundszenario genauso auf wie die sich endlos wiederholenden Melodieschleifen der arabischen Musik. Die klassisch geschulte Sängerin beherrscht die Darbukkah, eine arabische Handtrommel. Um den spezifischen Mix aus arabischer, jüdischer und amerikanischer Musik zu schaffen, wurde auf der neuen CD weitgehend auf das Schlagzeug zugunsten der Percussion verzichtet. Mitreißend präsentiert sich Noa, die, eine halbe Stunde bevor Rabin letztes Jahr ermordet wurde, noch auf der Friedensdemonstration für ihn gesungen hatte. Waltraud Schwab

Heute abend um 21 Uhr im Tränenpalast am Reichstagsufer

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