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Herkules, Noah und eine Nymphe im Schlaf vereint

Als „Bezahlung“ für einen vierwöchigen Forschungsaufenthalt im Aby-Warburg-Haus muß der Eingeladene der Warburg-Stiftung einen Vortrag schenken. Premiere war mit dem italienischen Historiker Carlo Ginzburg, der im Sommer hier residiert hatte und am Mittwoch dafür über Giorgiones „Die schlummernde Venus“ sprechen mußte. Und in aufrichtiger Warburg-Tradition leitete Ginzburg, der mit seiner berühmten historisch-ikonographischen Studie über Piero della Francesca bei Kunsthistorikern nicht nur auf Gegenliebe gestoßen war, das Bildmotiv der schlafenden Göttin aus Vorbildern der Antike her.

Über die Abbildung eines betrunkenen Herkules auf einem römischen Sakophag über die Mosaiken vom betrunkenen Noah in der San-Marco-Kirche zu Venedig und Bibelillustrationen zum selben Thema aus Giorgiones Zeit bis zu einem Holzschnitt mit einer schlafenden Nymphe aus dem berühmten Renaissance-Roman Hypnerotomacchia Poliphili des Dominikaner-Mönchs Francesco Colonna knüpfte Ginzburg die Motivlinie zur Antike. Dazu stellte er die These auf, daß die von ihm vermutete direkte Vorlage Giorgiones aus dem phantastischen Roman Colonnas auch die thematische Verschmelzung der heidnischen, jüdischen und christlichen Vorbilder darstellt, was er als Bedeutung für das Gemälde allerdings nicht weiter ausführte. Ob sein faktenreicher Vortrag auch verlegt wird, hat die Stiftung noch nicht entschieden.

tlb

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