: Arena frei zum Hallen-Monopoly
Hamburger Mehrzweckhalle: Zuschlag für einen Investor und Streit um Staatsknete in zweistelliger Millionenhöhe ■ Von Marco Carini
Entscheidung um die geplante Hamburger Mehrzweckhalle: Erwartungsgemäß entschied sich die Senatskommission für Stadtentwicklung gestern, das Arena-Konzept der Phillip Holzmann AG/Deuteron Bietergemeinschaft im Hamburger Volkspark zu verwirklichen. Danach soll das Volksparkstadion schrittweise in ein reines, 40.000 Sitz- und 5000 Stehplätze fassendes Fußballstadion umgebaut werden, daneben eine Mehrzweckhalle für 15.000 ZuschauerInnen und zahlreiche Freizeiteinrichtungen entstehen.
Die Details sollen bis zum kommenden Februar zwischen der Stadt und den Investoren ausgehandelt werden – erst danach sollen Holzmann & Co das Gelände anhand gegeben bekommen. Knatsch ist bei den Gesprächen bereits vorprogrammiert. Während Hamburg für den Freizeitpark am liebsten keine Mark dazubezahlen würde, fordern die Investoren erhebliche staatliche Zuschüsse. So haben die Betreiber, die insgesamt 513 Millionen Mark in das Gesamtkonzept investieren wollen, 40 Millionen Mark Hamburger Zuschüsse für den Umbau des Volksparkstadions in ihr Finanzkonzept fest eingeplant. Sie wollen binnen zwei Jahren erst die Haupttribüne, dann die Ostkurve und die Gegengerade und zuletzt die Westkurve umbauen, ohne daß der Spielbetrieb gestört wird.
Zudem erwartet die Bietergemeinschaft, daß sie die städtischen Bauflächen zum Nulltarif bekommt. Deuteron-Geschäftsführer Andreas Wankum: „Wir kalkulieren mit einem Preis von einer Mark.“ Klar ist für Wankum auch: Die Stadt muß den stauanfälligen Autobahnanschluß Volkspark ausbauen und einen Shuttle-Bus-Verkehr zwischen S-Bahnhof Eidelstedt und Arena einrichten.
Schon lassen beide Verhandlungspartner die Muskeln spielen und drohen damit, daß Projekt notfalls platzen zu lassen. Bürgermeister Henning Voscherau will einen „knallharten Verhandlungsdruck auf die Investoren ausüben“, um die Stadtkasse zu schonen. So sollen die beiden konkurrierenden Bietergemeinschaften, die gestern keinen Zuschlag erhalten haben, warm gehalten werden, um bei einem Scheitern der Verhandlungen notfalls in die Bresche zu springen. Andreas Wankum hingegen warnt: „Die Stadt soll nicht überpokern, sonst geht der Schuß nach hinten los, und es wird gar nichts gebaut.“
Denn um den Altonaer Freizeitpark zu verwirklichen, müssen die Investoren über 300 Millionen Mark bei den Banken aufnehmen – Kredite, die aus den laufenden Einnahmen erwirtschaftet werden müssen. Rund 15 Millionen soll der HSV für die Nutzung des 160 Millionen Mark teuren Stadionneubaus an die Stadionbetreiber abgeben, die davon ausgehen, daß neben HSV-Fußballspielen hier allenfalls drei bis fünf Großveranstaltungen pro Jahr stattfinden können.
Die Tore der 130 Millionen Mark teuren Halle müssen per anno knapp 120mal geöffnet werden, damit sich der Neubau rentiert. Rund 70 Prozent der hier stattfindenden Veranstaltungen sollen mit Sport nichts zu tun haben. Konzerte und Produktpräsentationen privater Firmen sollen den Großteil der Einnahmen erbringen.
Weitere vier Millionen BesucherInnen jährlich sollen nach Berechnungen der Betreiber das „Freizeit- und Erlebniszentrum“ besuchen, in dem ein Großformat-Kino, zahlreiche Geschäfte und Restaurants, ein Spaßbad mit Reha-Bereich und Bowling-Bahnen, das Uwe-Seeler-Fußballmuseum und ein „Budget-Hotel“ mit 200 Betten geplant ist. Während Deuteron und die Holzmann-AG, die in drei weiteren deutschen Städten ähnliche Projekte plant, die Arena noch 1999 einweihen wollen, geht Hamburgs Oberbaudirektor Egbert Kossak davon aus, daß der Altonaer Freizeitpark frühestens im Spätsommer 2000 seine Pforten öffnen wird.
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