Widerstand für alt und jung

Mobilisierung gegen Castor: Anti-Atom-VeteranInnen wollen Zwischenlager-GegnerInnen eine organisatorische Plattform bieten  ■ Von Marco Carini

Das Ziel ist ehrgeizig: „1000 HamburgerInnen mehr ins Wendland“ wollen die OrganisatorInnen der „Anti-Castor-Veranstaltung“ mobilisieren, wenn im kommenden Jahr der nächste Großtransport abgebrannter Brennelemente ins Zwischenlager Gorleben stattfindet. Zu diesem Zweck sollen sich möglichst viele HanseatInnen, die sich schon immer oder endlich mal wieder am Widerstand gegen den rollenden Atom-Treck beteiligen wollen, am kommenden Dienstag um 19 Uhr im Curio-Haus zum ersten Mobilisierungstreffen für den „Tag X3“ einfinden.

„Viele alte Anti-Atom-Kämpfer haben die Fernsehbilder von der Castor-Blockade im Mai gesehen und sich darüber geärgert, daß sie selber nicht mehr tätig geworden sind“, beschreibt Günter Hopfenmüller, früher prominenter GAL-Funktionsträger und inzwischen wie viele andere alte Politkämpfer vollständig ins Berufs- und Privatleben abgetaucht, die Initialzündung für die geplante Veranstaltung. Auf den ersten Vor-bereitungstreffen beklagten die reaktivierten Bewegungs-Veteranen ihre politische Vereinzelung und beschlossen dem Hamburger Anti-Castor-Widerstand eine neue, locker gewebte Organisationsstruktur zu geben.

Denn bislang gebe es, von einigen Aktivitäten an den Hamburger (Hoch-) Schulen und rund um die Rote Flora abgesehen, „keinen organisatorischen Rahmen, der eine kollektive Teilnahme ermöglicht“. Hopfenmüller verweist noch auf einen anderen Aspekt: „Wer fährt schon gerne allein auf eine Demo?“

Doch die Castor-Veranstaltung im Curio-Haus soll kein Ehemaligen-Treff von in Ehren ergrauten Brokdorf-KämpferInnen werden. Auch wenn mit Herrchens Frauchen, Abi Wallenstein sowie Tuten & Blasen alteingesessene Hamburger KünstlerInnen das begleitende Kulturprogramm im Curio-Haus gestalten werden, wollen die VeranstalterInnen keine Rentnerband ins Wendland schicken. Das Angebot richtet sich vor allem auch an jüngere AtomgegnerInnen, die nicht in autonomen oder antifaschistischen „Zusammenhängen“ stecken, die aber den nächsten Castor-Transport nicht nur via Mattscheibe bei Chips und Pils verfolgen wollen.

So sollen die Hamburger Initiativen in Absprache mit der BI-Lüchow-Dannenberg „Streckenpartnerschaften“ für den Widerstand auf der Castor-Fahrtroute zwischen Dannenberg und Gorleben übernehmen, um dort nach Kräften zu blockieren.

Bereits am kommenden Mittwoch soll in Hamburg das demonstrative Vorspiel für den Widerstand gegen den nächsten Atommüll-Transport mit einer Demo starten, die um 14 Uhr am Allende Platz (Grindelhof) beginnt und mit einer Abschlußkundgebung um 15.30 Uhr vor der Roten Flora endet. Veranstaltet wird der antiatomare Aufmarsch allerdings nicht von den Anti-Atom-Veteranen – als Organisator tritt eine „Anti-Atom-Jugend-Gruppe“ auf.