: LaMa-Drama: Letzter Akt
■ Abriß der Altbauten im Karo-Viertel /Sternipark baut Sozialwohnungen
Die Abriß-Bagger rollen ins Karo-Viertel: Ab Montag werden die LaMa-Häuser an der Laeiszstraße/Ecke Marktstraße aus der Jahrhundertwende, Symbole für Leerstand und Spekulation im Stadtteil, plattgemacht. Bereits im Frühjahr will der Hamburger Jugendhilfe-Träger „Kinderhaus im Sternipark“ auf dem Grundstück ein fünfstöckiges Wohnhaus für 3,4 Millionen Mark bauen.
Je vier Sozial- und Jugendwohnungen (betreutes Wohnen für 12 bis 16 Jugendliche) sollen hier untergebracht werden; das Erdgeschoß ist für Gewerbe (z.B. Kneipen), der erste Stock für Büros vorgesehen. Damit, so Sternipark-Geschäftsführer Jürgen Moysich gestern bei der Vorstellung des Neubau-Modells, nähere sich der jahrelange Konflikt um die LaMa-Häuser zwar seinem Ende; eigentlich aber sei der Abbruch „ein trauriges Ereignis“.
„Nach mehr als sechsjährigem Leerstand“ sei es wirtschaftlich leider nicht mehr tragbar, die „denkmalschutzwürdigen Häuser“ zu erhalten. Sternipark hatte die einst schmucken Altbauten bereits im Juni 1994 von dem Hamburger Immobilien-Mogul Nikolai Rabels für 660.000 Mark kaufen wollen. Doch der Bezirk Mitte, im Sanierungsgebiet Wächter über Spekulation, genehmigte die Kaufsumme nicht – hatte Rabels seinerzeit die Häuser doch für einen Spottpreis erworben und anschließend verfallen lassen. Mehrfache Hausbesetzungen, Räumung unter Einsatz von Wasserwerfern und ein Hausbrand im vergangenen Frühjahr setzten der Bausubstanz weiter zu.
Um endlich eine Lösung zu finden, handelten Baudezernent Peter Gero, Bezirksamtsleiter Rolf Miller und Barbara Maier-Reimer, Staatsrätin der Stadtentwicklungsbehörde, im Sommer folgenden „Kompromiß“ aus: Der Kaufpreis wurde doch genehmigt und dadurch gerechtfertigt, daß Sternipark nicht nur den Blockrand, sondern auch den Innenhof des Grundstücks, also eine insgesamt größere Fläche neu bebauen darf. Daß dies sowohl dem Erneuerungskonzept für das Sanierungsgebiet wie dem Baurecht widerspricht – das Karo-Viertel ist einer der am dichtesten besiedelten Stadtteile – betrachten sie mit Gelassenheit. Sternipark gar brüstet sich damit, in dem künftig zugepflasterten Innenhof als ökologischen Ausgleich immerhin „die Wände zu begrünen“. Heike Haarhoff
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