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■ Pariser Polizeipräfekt schließt Hard-Rock-CaféRegelung Nummer 96362

Paris (taz) – Schon der Name ist französischen Patrioten ein Ärgernis. „Hard Rock Cafe“, das klingt danach, was es tatsächlich ist: Yankee-Kultur, Yankee-Klamotten und Yankee-Essen. Jetzt hat der Pariser Polizeipräfekt das amerikanische Lokal am Boulevard Montmartre für zwei Wochen geschlossen. Der Grund ist europäisch und hat mit Wahnsinn zu tun: 300 Kilo gehacktes Rindfleisch.

Das Fleisch stamme aus Großbritannien, woher die Einfuhr seit März verboten sei, lautet die Begründung des Pariser Veterinärdienstes, die das tiefgefrorene Paket beschlagnahmt haben. „Falsch“, widerspricht Pierluigi Capello, Direktor des bei Jugendlichen höchst beliebten Etablissements, das nebenbei teure T-Shirts und Jeansjacken verkauft: Das Fleisch stamme von irischen Rindern, die in Irland geschlachtet und ebendort zerstückelt worden seien. Anschließend sei es nach Großbritannien gebracht und dort zu Hamburgern verarbeitet worden. Letzteres habe die „Acacia Meats“- Fabrik in Suffolk erledigt, die ausschließlich irisches Fleisch verhamburgere und deswegen auch über sämtliche europäischen und französischen Exportpapiere verfüge.

Die Bedingungen für den Dreieckshandel mit Rindfleisch hat Brüssel detailliert festgelegt. Danach ist Rindfleisch aus einem EU- Mitgliedsland, das in Großbritannien lediglich transformiert und anschließend in ein drittes Mitgliedsland exportiert wird, von dem Rinderwahnsinns-Embargo ausdrücklich ausgenommen. Aber den französischen Behörden reicht das nicht. Sie legen die Regelung Nummer 96362 der europäischen Kommission extensivst aus und wollen jede Ausnahme vom Embargo extra prüfen. Und genau das soll in den kommenden zwei Wochen mit den beschlagnahmten 300 Kilo Beef passieren.

Landwirtschaftsminister Philippe Vasseur, oberster Lobbyist der französischen Bauern, ist einer jener Patrioten, denen die Produkte des terroir allemal lieber sind als das Importierte. Die vorübergehende Schließung des Lokals mit den glänzenden Flügeltüren versteht er als „abschreckendes Beispiel“. Und die zahlreich auf den Pariser Avenuen und Boulevards sprießenden amerikanischen Hamburgerläden verstehen, daß die Zeiten härter werden.

Schon vor Monaten hatte ein Gericht dem US-Konzern MacDonald's einen Werbeslogan – „Hamburger aus französischem Rind“ – untersagt, weil ausländisches Hack mit dabei war. Kurz darauf – ebenfalls gegen die amerikanischen Ketten gerichtet – kam der Vorschlag, den Essensverkauf in Schnellrestaurants höher zu besteuern . Bloß das Argument, vor allem einkommensschwache Kunden würden darunter leiden, verhinderte bislang die Verabschiedung des Gesetzes.

Für den „Hard Rock Café“-Direktor könnte die Sache teuer werden. Nicht nur wegen einer möglichen Gefängnisstrafe bis zu zwei Jahren und einer Geldstrafe von maximal 250.000 Francs (ca. 75.000 Mark) wegen Verstoßes gegen das Importembargo, sondern vor allem, weil seine potentiellen Kunden jetzt das Gruseln bekommen, wenn sie an das britische Beef im Keller denken. Daran können auch der angekündigte Einspruch vor einem französischen Gericht und die mögliche Klage beim Europäischen Gerichtshof in Luxemburg nichts ändern.

Für Frankreichs Viehzüchter hingegen, die ihren weißen Charolais- und gescheckten Montbéliard-Rindern ein patriotisches Gütesiegel verliehen haben, ist die Sache pure Werbung: Viande fran,caise (französisches Fleisch) – solange nicht das Gegenteil bewiesen ist, klingt das nicht nur französisch, sondern ist auch gesund. Dorothea Hahn

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