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■ Press-SchlagBully vor dem Schiedsgericht

Sie können das Stänkern einfach nicht lassen. Kaum hat das Schiedsgericht des Deutschen Eishockey-Bundes (DEB) im Streit des Verbandes mit der Profiliga DEL ein vorläufiges Machtwort gesprochen und die Aufnahme der Klubs durch den DEB verordnet, schießen die Protagonisten der Parteien schon wieder mit Giftpfeilen. „Wir können mit dem Urteil leben“, sagt DEB-Präsident Rainer Gossmann und liest aus dem Richterspruch genau das heraus, was dieser im Sinne der DEL-Vereine verwirft. „Aus dem Urteil geht nicht hervor, daß der Verband irgendwelche Bedingungen erfüllen muß“, behauptet Gossmann, was grober Unsinn ist. Schließlich hat das Schiedsgericht die Parteien eindeutig verpflichtet, „die Modalitäten der Aufnahmeverträge bis zum 31.12. 1996 festzulegen“.

Zwar geht es bei dem Streit auch um Macht und persönliche Eitelkeiten, vorzugsweise aber um Geld. Der DEB lebte bislang zu einem großen Teil von der Vermarktung der DEL-Klubs und den Gebühren, welche diese entrichteten. Nachdem das Schiedsgericht den Verkauf der Fernsehrechte jedoch allein den Vereinen zugesprochen hat, will sich die DEL als eigene Organisation unter dem Dach des nationalen Verbandes komplett selbst vermarkten, wie es schon in Schweden, Finnland oder der Schweiz praktiziert wird. Verbunden mit dieser Abkoppelung wäre nach dem Willen des Kölner Anwalts Bernd Schäfer III, Vorsitzender des DEL-Beirats, eine deutliche Reduzierung der Abgaben. Zwei Millionen Mark für Nachwuchsarbeit will Schäfer zugestehen, für die Abstellung von Spielern zur Nationalmannschaft aber 1,5 Millionen kassieren. Der DEB solle sich gefälligst durch kompetente Vermarktung des Nationalteams finanzieren und nicht durch die Profiklubs.

Die vom Schiedsgericht verhängten Kooperationsverhandlungen versprechen lustig zu werden, so sie denn überhaupt stattfinden. Stark zu bezweifeln ist, ob mit den bisherigen Verhandlungsführern eine Annäherung zu erzielen ist, zumal Schäfer nicht müde wird, kleine Boshaftigkeiten auszuteilen. „Ich komme mir vor wie im Kindergarten“, äußerte er an die Adresse Gossmanns und kündigte gleichzeitig eine mögliche Klage an, weil der DEB durch die Aussage, daß die kommenden Spieltage gefährdet seien, wirtschaftlichen Schaden angerichtet habe. „Das Klima ist nach wie vor vergiftet“, befindet DEB-Sprecher Knospe, und DEB-Sportdirektor Franz Reindl meint: „Wenn der Personenkreis nicht ausgewechselt wird, dann wird es schwer, eine Lösung zu finden.“

Das Schiedsgericht, das zunächst am 27. November über die Gültigkeit der Franchiseverträge zwischen DEB und DEL entscheidet, ist jedenfalls gut beraten, sich auf Schwerstarbeit auch im nächsten Jahr einzustellen. Matti

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