■ Rosi Rolands Bremer Geschichten: Lauter Frauenfreunde
Auch Männer interessieren sich für Frauenpolitik und die Rolle der Frau in der Gesellschaft. Dafür löchern sie sogar Frauenministerin Claudia Nolte mit wichtigen Fragen. Als die jüngst nach Bremen reiste, traf sie auf eine interessierte Schar männlicher Journalisten. In dem Pressegespräch sollte es um das Engagement der Bundesregierung für ehrenamtliche HelferInnen gehen. Das, so Nolte an diesem Abend, will Bonn selbstverständlich verstärken. Bremen stelle in diesem Bereich einen „interessanten Modellversuch“ dar und deshalb besuche sie die Bremer Freiwilligenagentur. Nach einer kurzen Begrüßung im Kellerraum der Agentur eröffnete die Frauenministerin dann die Fragestunde für Journalisten. Ein eifriger Fernsehredakteur in der ersten Publikumsreihe machte sich sogleich zum Verfechter knallharter Frauenpolitik: Was die Frauenministerin denn für die Frauen tue, wollte er wissen. Schließlich engagieren die sich doch ganz intensiv im ehrenamtlichen Bereich. „Denken Sie doch an Ihre GeschlechtsgenossInnen, Frau Nolte“, holte er aus. Die Bonner Politikerin antwortete schnell. Ganz sicher sei es mit der Anerkennung in der Gesellschaft nicht gut bestellt. Aber von den vom Journalisten geforderten Freistellungsgesetz für freiwillige Helfer halte sie nichts. „Das wäre für viele Arbeitnehmer eher ein Einstellungshindernis“, erklärte sie. Doch der frauenpolitisch bewegte Mann wollte noch mehr über die Lebenswirklichkeit von Frauen wissen. Vor allem von den jungen Frauen, wie die Nolte eine ist: „Frau Nolte, was haben Sie denn schon – in Ihren doch recht bescheidenen Lebensjahren – mit ehrenamtlicher Arbeit für Erfahrungen gemacht?“ Die Antwort kam prompt: Engagement in der katholischen Studentengemeinde, Aktivitäten im Volleyballverein sowie diverse Parteiarbeit.
Doch nicht nur der männliche Fernsehredakteur tauchte an diesem Abend tief in die Lebensverhältnisse von Frauen ein. Auch zwei Zeitungsredakteure befragten Frau Nolte zu den Problemen von Frauen in der Gesellschaft. Dafür durfte Frau Nolte sogar zum Interview in das Verlagshaus kommen. Wie, zum Teufel, wollten die beiden von der Frauenministerin wissen, „verbinden Sie Ministeramt und Familie?“ Schließlich hat die Ministerin einen fünfjährigen Sohn und sogar einen Mann. Und wann sieht Frau Nolte ihre Familie überhaupt noch? Was, nur am Wochende? Bremen kann stolz auf diese Männer sein, findet ihre Rosi Roland
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