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Von Herzen zu Herzen

■ Beethovens „Missa solemnis“ in der St.-Michaelis-Kirche

Noch bis zum 17. November stehen in der St.-Michaelis-Kirche im Rahmen der alljährlich stattfindenden „Bach-Tage“ große Werke von Bach, Mozart und Beethoven auf dem Programm. Am vergangenen Samstag war Beethovens Missa solemnis zu hören, vom St.-Michaelis- Chor und -Orchester unter der Leitung von Chordirektor Günter Jena. Im Vorwort des Programmheftes verspricht der Dirigent nicht zuviel, wenn er seine Interpretation der Missa solemnis in Beziehung zu den „unausschöpflichen Werken“ setzt, bei „denen sich jeder Hörer überwältigt“ fühlt.

Günter Jena dirigiert brilliant und präsentiert eindrucksvoll das Können der Solisten, Gabriela Lechner (Sopran), Livia Budai (Alt), Keith Lewis (Tenor) und Simon Estes (Baß).

Jena gelingt es, – ohne Selbstherrlichkeit in der Interpretation – Beethovens Komposition, die der Komponist selbst als sein „größtes Werk“ bezeichnet hat, gerecht zu werden. Einem lustvollen Einstieg – das Kyrie wird mit dynamischen Wechseln in Tempi und Intensität dargeboten – folgen facettenreiche Klangvariationen, die im Gloria und Credo kontrapunktiv herausgearbeitet sind. Die Opulenz im pater omnipotens und die zarte Beklommenheit der misere nobis bieten einen Einblick in die Bandbreite der Variationsmöglichkeiten von Chor und Orchester auf der einen und die der Solisten auf der anderen Seite. Das ungeheure Volumen von Simon Estes' Baßstimme und die perfekte Intonantion des Tenors Keith Lewis sind besonders hervorzuheben. Streckenweise mangelt es der Sopranisten Gabriela Lechner an Stimmvolumen, so daß ihr Gesang in manchen Passagen zu gedeckt und kraftlos wirkt. Alles in allem jedoch durchzieht Beethovens Überschrift des Kyrie „Von Herzen - möge es wieder - zu Herzen gehen“, wie ein roter Faden den Abend. Ein Hochgenuß, der das Ergebnis der zweijährigen Zusammenarbeit zwischen Günter Jena und dem St.-Michaelis-Chor und Orchester eindrucksvoll dokumentiert. Ulrike Sewing

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