: Tegel: Sparen bei der Sicherheit
■ Neue Sicherheitsfirma will gleiche Kontrollen mit 90 Stellen weniger durchführen
Das Sicherheitskonzept der Firma „Securitas Aviation Services GmbH“ (SAS), die vom 1. Januar an den Flughafen Tegel überwachen soll, ist weiter umstritten: Recherchen der taz ergaben, daß die SAS die Sicherheit in Tegel mit deutlich weniger Personal gewährleisten will als die Konkurrenz vom „Deutschen Schutz- und Wachdienst“ (DSW). Bislang hatte die DSW 320 Kontrolleure für das Durchleuchten des Fluggepäcks und die Leibesvisitation beschäftigt, künftig sollen es nur noch 230 sein, bestätigte der Geschäftsführer der SAS, Reinhard Ottens, auf Anfrage. Die Auftragsvergabe an die SAS ist in die Diskussion geraten, nachdem bekannt wurde, daß die SAS wesentlich geringere Löhne als ihre Vorgängerfirma bezahlen wird und ein Teilhaber Anfang der neunziger Jahre wegen illegalem Waffenexport belangt wurde (die taz berichtete).
Die Gewerkschaften schlagen Alarm. Die Verringerung des Personals bedeute endlose Warteschlangen für die Fluggäste und schlimmstenfalls lasche Gepäckkontrollen, meint Helmut Bojanowski von der ÖTV. Auch Ulrich Fehlau, Geschäftsführer der DSW, der der Auftrag entzogen wurde, sieht die Sichheitsstandards in Gefahr. Es sei ein Ding der Unmöglichkeit, die gleiche Arbeit mit 30 Prozent weniger Personal durchführen zu wollen.
Das Bundesinnenministerium, das dem neuen Sichheitstrupp den Zuschlag erteilte, bleibt bei seiner Entscheidung für die SAS. Behauptungen über eine unzureichende Qualität der Kontrolle durch die SAS seien nicht haltbar, erklärte Detlev Dauke vom Ministerium. Auch der Vorwurf, die SAS beschäftige ehemalige Stasi- Offiziere, sei unbegründet. Man habe die Gauck-Behörde bei der Ausschreibung konsultiert, eine Stasi-Verstrickung sei daher ausgeschlossen.
Die neue Firma SAS dagegen sucht in Zeitungsanzeigen noch Personal, obwohl die Ausschreibung verlangt, daß die Firma zum Stichtag 1.Januar genügend qualifiziertes Personal vorweist. Wolfgang Wieland, Fraktionsvorsitzender von Bündnis 90/Die Grünen, erklärte, er betrachte den gesamten Vorgang mit „Befremden“. Vieles deute darauf hin, „daß „politische Spezis von Bundesinnenminister Kanther den Auftrag bekommen haben“. Er forderte eine neue Ausschreibung.
Der parlamentarische Geschäfsführer der CDU, Volker Liepelt, meinte, die notwendigen Sichheitsüberprüfungen des neuen Personals könnten nicht mehr rechtzeitig vorgenommen werden könnten. Der Vertrag mit der SAS solle deshalb nicht voreilig unterzeichnet werden. Dietmar Neuerer
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