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Kein Konzept für Zentrallbibliothek

■ Bildungssenatorin Kahrs schließt lieber die Zweigstellen / Investoren-Neubau in Gröpelingen

Sechs Stadtteilbibliotheken schließen, dafür eine neue „Bezirksbibliothek West“ in Gröpelingen mieten – und von einer neuen Zentralbibliothek am besten nicht mehr sprechen. Bildungssenatorin Bringfriede Kahrs (SPD) legte jetzt ihr neues Konzept zur Neustrukturierung der Stadtbibliothek Bremen vor und machte damit den zweiten Schritt vor dem ersten: Keine Zweigstelle sollte geschlossen werden, bevor nicht die seit langem anvisierte neue Zentrale verwirklicht ist. So war es seit Jahren geplant, so war es auch in die Große Koalition mit hinüber gerettet worden. „Jetzt ist von all dem nur noch das Sparen übriggeblieben“, kommentiert die grüne Kulturdeputierte Helga Trüpel den Entwurf der Bildungssenatorin: „Das ist ein Begräbnis erster Klasse.“

Dabei war mit dem Freiwerden der innerstädtischen Immobilien Siemens-Hochhaus, Postamt 5 und Polizeihaus Am Wall der Umzug und Ausbau der total beengten Zentralbibliothek am Schüsselkorb schon in greifbare Nähe gerückt. Es gab befürwortende Stimmen aus der SPD – deren wirtschaftspolitischer Sprecher Detmar Leo favorisierte das Postamt 5 –, die Grünen, allen voran die ehemalige Kultursenatorin Helga Trüpel drängten auf eine Entscheidung. Die Bildungsbehörde hätte sich da gerne angehängt. „Nur die CDU will das Thema ,Zentrale' nicht in der Zeitung haben“, sagt dazu die zuständige Referentin Hildegard Koineke. „Laut CDU sollen die drei Immobilien sowieso nur rein kommerziell genutzt werden.“ Die künftige Nutzung des Siemens-Hochhauses sei „entscheidungsreif“, hieß es dazu aus dem Finanzressort. Eine inhaltliche Stellungnahme war Sprecherin Regina Rüpke jedoch nicht möglich.

In der Vorlage der Bildungsbehörde ist nun von der Zentralbibliothek so gut wie nicht die Rede. Aufgelistet sind die „zu schließenden“ Zweigstellen Blumenthal, Horn-Lehe, Walle, Östliche Vorstadt, Hemelingen und Sebaldsbrück/ Parsevalstraße. Eine halbe Million jährlich könne eingespart, Personal umgelegt und die Öffnungszeiten verlängert werden, begründet dies die Bildungssenatorin. „Langfristig“, antwortet darauf Renate Mallmann, die stellvertretende Leiterin der Stadtbibliothek. „Das kann nicht so schnell greifen. Fachlich begrüßen wir das überhaupt nicht. Aber personell hätten wir die Öffnungszeiten insgesamt gefährdet, wenn wir so weiter gemacht hätten.“ 145 von einst 230 Personalstellen bleiben jetzt übrig, für 15 Bibliotheksstandorte (plus der von LehrerInnen geführten zehn Jugend- und Schulbibliotheken).

Vorausgesetzt, das Kahrs-Konzept wird angenommen. Die Beiräte sollen bis 15.12. eine Stellungnahme abgeben, und schon jetzt ist Andrea Freudenberg vom Beirat Mitte/Östliche Vorstadt klar: „Ich gehe davon aus, daß wir das wieder ablehnen, weil unsere lesenden Kinder und Jugendlichen nirgendwohin ausweichen können.“

„Ablehnen“, meinte gestern auch die Junge Union. Diese geht sogar so weit, der Bildungssenatorin mit der geplanten neuen Bezirkspolitik West in der Wählerhochburg Gröpelingen „Klientelpolitik“ zu unterstellen. Dort will im Sanierungsgebiet Lindenhofstraße der Privatmann Georg Geils-Lindemann aus Ritterhude 5,5 Millionen Mark in einen Bibliotheksneubau investieren und diesen an die Stadt vermieten. Eine Erbschaft ermögliche ihm dies. sip

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