: Rätsel des Alltags
Herr Franz Ringseis hat das Problem der korrekten Kellnerinnenansprache bereits vor einigen Jahren in einer Kolumne für die Süddeutsche Zeitung vertieft. Die am häufigsten verwendete Anrede „Hallo, Fräulein!“ haue seiner Meinung nach nicht mehr recht hin, vor allem wenn es sich bei der Kellnerin um eine Dame reiferen Alters handele. Die logische Alternative „Hallo, Frau!“ sei aber auch nicht gerade sehr charmant, da diese Wendung – da muß man allerdings erst mal drauf kommen – „an die schlimmen Zeiten erinnert, als die Russen einbrachen und riefen: ,Komm, Frau!‘“.
Daß „Hallo, Bedienung!“ zu stark nach sklavischer Servilität schmecke, die sich mit der Würde des Kellnerinnenberufs grundsätzlich schlecht verträgt, leuchtet dagegen auf Anhieb ein. Ebenso daß das weibliche Pendant zum geläufigen und durchweg akzeptierten „Herr Ober!“, nämlich „Frau Oberin!“, seit Jahrhunderten von katholischen Jungfern besetzt ist und in der Gastronomie bloß zu Mißverständnissen führen würde. Was also tun?
Franz Ringseis kommt in seiner Kolumne zu einem etwas ratlosen Schluß. Solange sich Kellnerinnen die Anrede „Fräulein“ wie selbstverständlich gefallen ließen, müsse man diese wohl oder übel beibehalten. Soll er das ruhig tun! Wir jedenfalls wollen Kellnerinnen weiterhin und, wie es sich gehört, mit einem ehrerbietigen „Frau Wirtin!“ anreden und werden so nicht nur schneller als die Frolleinfraktion unser Bier erhalten, sondern stets auch ein Lächeln oder wenigstens einen entzückenden Augenaufschlag des Danks von den so Titulierten zu ernten wissen. Fritz Tietz
Foto: Katharina Eglau
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