Moldowa auf Unabhängigkeitskurs

Zum zweiten Mal seit der Unabhängigkeit 1991 fanden am vergangenen Sonntag in der Republik Moldowa Präsidentenwahlen statt. Anfang der neunziger Jahre sorgte der flächenmäßig zweitkleinste sowjetische Nachfolgestaat der UdSSR für unrühmliche Schlagzeilen. Grund dafür war der Konflikt zwischen der Zentralregierung in Chisinau und Transnistrien. Dieses Gebiet war 1924 als Moldawische Autonome Sowjetrepublik als Teil der Ukrainischen Unionsrepublik eingerichtet worden. Seine Bewohner sind mehrheitlich Ukrainer und Russen.

1991 regte sich Widerstand gegen die „Rumänisierungversuche“ (Durchsetzung der rumänischen Landessprache mit lateinischem Alphabet, befürchteter Anschluß an Rumänien) des Zentrums. Im Herbst 1991 kam es erstmals zu bewaffneten Auseinandersetzungen zwischen der moldawischen Polizei und einer transnistrischen Nationalgarde. Im Juni 1992 bombardierten moldawische Flugzeuge die Umgebung der transnistrischen Stadt Bender.

Eine ähnliche Eskalation konnte die Zentralregierung im zweiten größeren Minderheitengebiet, Gagausien, verhindern. Mit der Führung der Gagausen, einer turksprachigen, christlich-orthodoxen Volksgruppe, handelte Moldowas Regierung einen speziellen Status aus, der territoriale Autonomie vorsieht. Von den neun Präsidentschaftskandidaten werden nur dreien Aussichten auf einen Sieg eingeräumt. Es sind dies, neben Staatschef Mircea Snegur, Regierungschef Andrei Sangeli und der Vorsitzende des Parlaments, Petru Luschinski. Das außenpoltische Credo faßte Petru Luschinski in einem Interview mit der russischen Wochenzeitung Novoje Vremja so zusammen: „Wir streben gute Beziehungen zu Rumänien an, wollen aber ein selbständiger Staat bleiben.“