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Fast wie in Mailand

■ Die City Initiative lobpreist Bremen in einer Verlagsbeilage der „Woche“

Als Jan Halves von der Wirtschaftsförderungsgesellschaft der Freien Hansestadt Bremen in der Wochenzeitung „Die Woche“ lesen mußte, daß – dramatische Folge der Vulkan-Krise – „Briefträger in Gröpelingen nur noch mit Schußwaffen“ sicher die Post austragen könnten, reichte es ihm. Meldungen dieser Art waren es, überspitzt ausgedrückt, wie Halves sagt, die ihn und Falko Kerkhoff von der City Initiative motiviert hatten, einmal energisch gegen den Defätismus der lokalen und überregionalen Medien vorzugehen: Mit einer bunten vierseitigen Verlagsbeilage in der Wochenzeitung „Die Woche“. Kostenpunkt: um die 70.000 Mark. Verantwortlich für den Inhalt ist Jürgen Köhlers „K-Konzept“, eine Einmann-Werbeagentur in Bremen. Das Layout, in typischer „Woche“-Manier gestylt, kommt aus der Redaktion in Hamburg, die Texte wurden aus Bremen zugeliefert. Mannigfach lobhudelnde und mitunter rührend hilflose Worte über Bremen, nicht zu vergessen Bremerhaven, liest man da. Auszug: „Gelb ist die Farbe der Banane, sie und viele andere Früchte und Gemüse werden in großen Mengen über Bremen importiert. Inzwischen malen selbst naturnahe Bauernkinder in den Schweizer Hochalpen lila Kühe. Das ist nicht überraschend, da auch der Osterhase und der Weihnachtsmann diese Farbe aus Bremen angenommen haben. Es ist daher auch nicht verwunderlich, daß erdfarbene Früchte des Ackerbaus als Flakes und Pops aus Bremen auf den Frühstückstisch kommen.“ Poesie und PR in schönster Allianz.

Zum Thema Lifestyle hat sich Falko Kerkhoff auf Seite 4 verbreitet, illustriert mit einer grobschlächtigen Collage aus Meeresfrüchten, Cappuccino und halbleeren Weißweingläsern. Kerkhoffs ambitionierter Stadtrundgang liest sich wie folgt: „Bald kann man in der Bremer City flanieren, als wäre man in Mailand oder Hamburg. (...) Weltstadtatmosphäre kommt auf. (...) Neben den Trends maskuliner Bodykultur kann man sich von Edelcoiffeuren verwöhnen lassen und beim Italiener echten Cappuccino mit aufgeschäumter Milch trinken.“

„Eine Sonderveröffentlichung der Freien Hansestadt Bremen in der Woche“ heißt es im Impressum leicht irreführend. Denn Senatspressesprecher Klaus Sondergeld, zuständig auch für die Bremen Werbung, hat die Förderung des Projektes abgelehnt. „Wir können uns nicht für jeden negativen Artikel mit einer Verlagsbeilage bedanken.“

„Gesunde Mischfinanzierung“, so Jan Halves, habe es ermöglicht hat, daß Bremens Lob und Preis in der gesamten Republik verbreitet wurde. Finanziert haben die Publikation, in der Bremen in verführerischen Diagrammen und sämigen Worten als „Standort mit Zukunft“ gepriesen wird, denn auch gar nicht die Stadt, sondern Privatfirmen. Wer diese Firmen sind, ist der Beilage mit dem Bremer Schlüssel als Kopfzeile unschwer zu entnehmen. So gelb wie die Bananen (Fruchtimporteur Atlanta) auf der ersten Seite, leuchtet auch das neue Sportcabriolet SLK von Mercedes Benz, das daneben abgebildet ist.

Ganz ohne Werbung kommt hingegen eine Anzeige der Stadt Bremen aus, die im Dezember in der Verlagsbeilage der FAZ erscheinen wird. Darin wird lediglich auf drei aktuelle Ausstellungen hingewiesen.

Alexander Musik

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