Verlorenes Uran aus Greifswald wieder da

■ AKW-Brennstoff geht in angeblich leerem Container an die Ostsee zurück

Berlin (taz) – Die Greifswalder AKW-Sanierer dachten eigentlich, sie wären ihre unbenutzten Brennelemente aus den stillgelegten Kraftwerken in Lubmin an der Ostsee los. In zwei Transporten im Mai und Oktober diesen Jahres hatten sie die Uranstäbe nach Lynchburg im US-Staat Virginia geschickt. Dort verarbeitet die französische Framatome Cogéma nuklearen Brennstoff. Groß muß das Entsetzen der Greifswalder Energiewerke Nord gewesen sein, als der angeblich leere Transportbehälter der ersten Lieferung wieder aus den USA zurückkam: Es lag noch ein Brennelement mit 126 Brennstäben und 116 Kilogramm Uranoxid drin. Knapp zwei Prozent des Urans bestanden aus dem Bomben-Isotop U-236. Man bedenke: Jeder Transport muß laut Vorschrift genau protokolliert werden. Auch die internationale Atomenergiebehörde IAEA in Wien hat offiziell ihr waches Auge überall. Am 13.11. mußte dann die Framatome der US-Kontrollbehörde Nuclear Regulatory Commission (NRC) kleinlaut melden: Eines der 180 Brennelemente vom Mai ist weg. Letzten Donnerstag folgte laut US-Angaben die Meldung, daß das Uran in Greifswald aufgetaucht ist.

Die NRC überprüft nun, wie Schlendrian in einer Atomfabrik einreißen kann. Das Atomplenum in Greifswald sieht in dem illegalen, weil ungenehmigten Transport die Bestätigung, daß es mit dem integren Personal und den strengen Vorschriften in der Atomindustrie nicht weit her ist.

Die Energiewerke Nord, Bundesunternehmen und Abrißverwalter der Reaktoren reagierten vorgestern mit einer lapidaren Erklärung: In Kürze werde das versehentlich zurückgeschickte Element in die USA verbracht. Alle erforderlichen Genehmigungen seien von den zuständigen Behörden erteilt worden. In Lubmin bei Greifswald lagern dann noch 5.200 abgebrannte Brennelemente. Die AKW aus russischer Produktion waren nach dem Ende der DDR stillgelegt worden. rem