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Mit Energie gegen den Strom

Hamburger Firma und schwedischer Stromversorger wollen von der Hansestadt aus den deutschen Energie-Markt aufmischen  ■ Von Marco Carini

Der „Angriff auf die Strommonopole“ in der Bundesrepublik, so Michael Saalfeld, Chef der Hamburger Projektentwicklungsgesellschaft „Kommunal-Finanz“, hat begonnen. Zum Angriff blasen will das selbst bei Energieexperten bislang relativ unbekannte Unternehmen zusammen mit dem schwedischen Energieriesen „Vattenfall“. Gestern gründeten sie in der Hansestadt das Gemeinschaftsunternehmen „Vasa Energy“.

Die Vasa will in der Bundesrepublik eine eigene Kraftwerksstruktur aufbauen und die geplante Deregulierung des deutschen Energiemarktes ausnutzen, um schon ab 1997 eigenen Strom in die Hochspannungsleitungen der Republik einzuspeisen. Saalfeld ist optimistisch: „Das Netzmonopol der großen acht Energieversorger fällt.“ Daß Energieriese „Vattenfall“, immerhin sechstgrößter Stromproduzent in Europa, gerade den Hamburger Unternehmenszwerg Kommunal-Finanz ehelicht, hat gute Gründe. Als Aussteuer bringt das Hamburger Unternehmen Beteiligungen an neun Kraftwerken, vor allem in den neuen Bundesländern, in die Ehe ein.

So betreibt Kommunal-Finanz gemeinsam mit den Kommunen die größte Biogasanlage Deutschlands in Gröden (Brandenburg), Heizkraftwerke in Schwerin sowie Neubrandenburg und plant ein großes Braunkohlekraftwerk bei Cottbus. In Hamburg soll die im Bau befindliche Siedlung auf der Farmsener Trabrennbahn durch ein von Kommunal-Finanz betreutes Heizkraftwerk mit Strom und Fernwärme versorgt werden.

Den kleinen Kraftwerkspark will Vasa Energy mit Hilfe der Finanzkraft von Vattenfall jetzt rapide ausbauen. Michael Saalfeld, der die Geschäfte des neuen Energie-Unternehmens führen wird, setzt dabei auf die vergangenen Juni von der Europäischen Union verabschiedete „Stromrichtlinie“, die ausländischen Anbietern den Zugang zu den Netzen der nationalen Energieversorger öffnen soll.

Während Hamburgs Umweltsenator Fritz Vahrenholt gestern davor warnte, die Liberalisierung des europäischen Strommarktes könne dazu führen, daß teure, regenerative Energiequellen auf der Strecke blieben, glaubt Vasa-Chef Saalfeld an das Gegenteil: Immer mehr Kommunen würden in Zukunft die Stromlieferung selbst in die Hand nehmen und umweltfreundliche, dezentrale Kraftwerke errichten.

Das größte Problem der neuen deutsch-schwedischen Firma: Sie wird die Strompreise der bundesdeutschen Energiegiganten unterbieten müssen, um auch mit Industrie-Kunden ins Geschäft zu kommen. Besonders „scharf kalkuliert“, so Saalfeld, müßten deshalb die Preise sein. Sein Partner, Vattenfall-Präsident Carl-Erik Nyquist, ist da ganz optimistisch. Für Vattenfall sei das neue Unternehmen der „Brückenkopf in den deutschen Markt“. Nyquist: „Wir werden alle durch die Liberalisierung entstehenden Möglichkeiten nutzen“. Und das, fügt der Konzernchef hinzu, „mit viel Energy“.

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