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„Matthes“ aufgetaucht

■ Letzter Gesuchter im Verfahren gegen die linke Zeitschrift „radikal“ stellt sich der Düsseldorfer Justiz

Anderthalb Jahre wurde nach ihm gefandet - heute stellt er sich der Justiz. Um zehn Uhr wird sich der Bremer Student Matthias Garke im Düsseldorfer Polizeipräsidium festnehmen und anschließend dem Haftrichter vorführen lassen. Der muß dann entscheiden, ob der Haftbefehl gegen den 31jährigen vollstreckt, gegen Auflagen ausgesetzt oder ganz aufgehoben wird.

Garke wird von der Staatsanwaltschaft vorgeworfen, an der verbotenen linken Zeitschrift radikal mitgearbeitet und damit einer kriminellen Vereinigung angehört zu haben. Diese habe es sich, so meinen die Ankläger, zum Ziel gesetzt, für terroristische Gruppen zu werben.

Gestern hatte der Student mit dem Spitznamen „Matthes“ in der Bremer Angestelltenkammer seinen ersten öffentlichen Auftritt nach über 17 Monaten Leben im Untergrund. Nach der bundesweiten Razzia gegen linksradikale Organisationen am 13..Juni 1995, bei der vier mutmaßliche radikal-Macher verhaftet worden waren, floh der gesuchte Garke nach Holland. Dort führte er fortan nach eigener Aussage „ein relativ normales Leben“.

Nach anderthalb Jahren habe er sich nun aber entscheiden müssen, sich „für immer in Holland einzurichten“ oder „sich dem Verfahren zu stellen“. Sein Comeback wurde dadurch erleichtert, daß der Vorwurf, er sei 1994 als mutmaßliches Mitglied der militanten „Antiimperialistischen Zelle“ (AIZ) an einen mißglückten Anschlag auf das Bremer FDP-Büro beteiligt gewesen, inzwischen von der Bremer Staatsanwaltschaft fallengelassen wurde.

Gemeinsam mit vier anderen Beschuldigten, darunter die Bremerin Jutta Weißbach, die vor einigen Wochen wieder aufgetaucht war, wird Garke im kommenden Jahr der Prozeß vor dem Düsseldorfer Oberlandesgericht gemacht werden. Gegen vier weitere im radikal-Verfahren Beschuldigte wird in Koblenz verhandelt werden.

Die Anklage fußt auf den Abhörprotokollen eines rechtlich äußerst umstrittenen Lauschangriffs im Eifel-Dorf Wanderath, wo die Beschuldigten 1993 ein Treffen abgehalten haben sollen. Marco Carini

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