: VW und Opel wetzen die Waffen
■ López und Piäch fahren seit drei Jahren nicht in die USA. Außergerichtliche Verhandlung zwischen Autokonzernen
Frankfurt (vwd/rtr) – Keinen Kommentar wollen die streitenden Autokonzerne Volkswagen AG und Adam Opel AG abgeben. Angeblich verhandelt der VW-Aufsichtsratsvorsitzende Liesen mit der amerikanischen Opel-Mutter GM über eine außergerichtliche Einigung in der Affäre López. Noch bevor die Verhandlung gegen den VW-Vorstand José Ignacio López wegen angeblichem Geheimnisverrats beginnt, wolle Liesen sich mit den als weniger hart geltenden Amerikanern einigen. General Motors und Tochterunternehmen Opel werfen López vor, 1993 kistenweise geheime Unterlagen mit zu Volkswagen genommen zu haben.
Unterdessen rechnet Opel damit, daß das Oberlandesgericht Frankfurt formell die Ermittlungsergebnisse der Staatsanwaltschaft an die amerikanische Justiz und das FBI freigibt. Wie die General- Motors-Tochter gestern mitteilte, können jetzt auch Zeugen aus Deutschland in dem schon laufenden Geschworenenverfahren (Grand Jury) vernommen werden. Nach vorliegenden Erkenntnissen Opels haben sowohl López als auch VW-Vorstandsvorsitzender Ferdinand Piäch deswegen seit mehr als drei Jahren Reisen in die USA gemieden.
Das US-Justizministerium und das FBI hatten bereits 1993 strafrechtliche Ermittlungen und ein Geschworenenverfahren eingeleitet. Damals war der als harter Sanierer eingekaufte Ignacio López in den Verdacht geraten, zusammen mit „seinen Gefolgsleuten von seinem Detroiter Dienstort aus die Entwendung von Opel/ GM-Eigentum und den Verrat von geheimen Opel/GM-Dokumenten in den USA und in Europa organisiert“ zu haben, schreibt Opel. Der Autokonzern glaubt, daß erneut ein Versuch von Volkswagen gescheitert sei, die gerichtliche Aufklärung der Affäre Volkswagen/López und ihre strafrechtliche Verfolgung zu behindern.
Allein der Einspruch von VW und Lopez gegen die Rechtshilfegewährung an die USA habe die dortige strafrechtliche Verfolgung um ein volles Jahr verzögert, heißt es bei Opel. Mit dem OLG- Spruch würden nun unter anderem mehr als 200 Zeugenaussagen, unter denen auch die Vernehmungsprotokolle zahlreicher VW- Mitarbeiter seien, an die US-Ermittler übergeben. Zudem sei die Langfassung des bisher von Volkswagen zur Entlastung genutzten „KPMG-Gutachtens“ enthalten, das der VW-Aufsichtsrat nur in gekürzter Form veröffentlicht habe.
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