Kommentar (vgl. Seite 23): Gesteigerter Überdruß
■ Kulturprofis wettern gegen Design-Tod
Da setzen sich ein Theaterintendant, eine Galeristin und drei Museumsdirektoren auf ein Podium. Gemeinsam machen sie sich für die früher eher spöttisch belächelte Gebrauchskunst Design stark. Der Grund für dieses auf den ersten Blick seltsame Engagement: Ihr Überdruß an einer Stadt, die sich beinahe täglich kleiner denkt.
Dem Einsatz des durchaus umstrittenen ehemaligen Messe-Chefs Georg Seewig war es zu verdanken, daß mit der „Design Time Bremen“ eine Ausstellungsreihe mit internationalem Medienecho und wachsender BesucherInnenresonanz in die Hansestadt geholt wurde. Doch weil eine geplante Design-Messe im Anschluß an die Ausstellung nach einem neuen Gutachten kaum wirtschaftliche Chancen hat, zog sich die Messegesellschaft aus der Finanzierung zurück.
Diese Entscheidung ist verständlich, doch alles andere ist mehr als ärgerlich. Die im Tenor populistische Kritik an jeder öffentlich geförderten Veranstaltung hat in den letzten Monaten Flops und Erfolge wie die „Design Time“ in einen Topf geworfen. Davon beeindruckt, kneifen die Verantwortlichen schlicht vor der Entscheidung. Wie im Kartenspiel wird der „Schwarze Peter“ hin- und hergeschoben, bis es für eine sorgfältige Planung und Vermarktung zu spät ist. Wenn sich daran nichts ändert, platzt nicht nur eine Ausstellung. Nein, dann sind es eines Tages die Kultur-Profis auf dem Podium, die Bremen den Rücken kehren. Christoph Köster
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