Vom Plaste-Telefon zum Gartenzaun

■ Neues Bremer Telekom-Lager in Oslebshausen schlägt täglich 25.000 gebrauchte Telefone um

Heiner Müller aus Suhl hatte sein quietschrotes „Alpha-Ferro“-Telefon aus volkseigener Betriebsfertigung schon lange satt. Deshalb machte sich der Plaste-Apparat mit Spielzeugcharme auf die Reise: Sein Besitzer tauschte das 83er Modell gegen ein schnittiges „Actron B“-Modell um. Rund 25.000 besitzerlose Telefone wie das „Alpha-Ferro“ erreichen täglich das bundesweite Telekom-Logistikzentrum an der Bremer Hüttenstraße 110 in Oslebshausen. Dort hat Wirtschaftssenator Hartmut Perschau gestern eine neue „Rücklieferstelle“ der Telekom eröffnet.

In der neuen Logistikhalle für satte 39 Millionen Mark steht Markus Wendel, Telekom-Sprecher in Bremen: „Wir nehmen schon seit vier Jahren Telefone aus dem Bundesgebiet an“, erklärt er und zeigt auf zehn stählerne Gitterkörbe, in denen grüne, braune und beige alte Telefone durcheinandergewürfelt in durchsichtigen Plastikhüllen liegen. „Aber ab heute haben wir unsere provisorischen Lager auf dem Gelände zu einer großen Logistikzentrale vereint“, sagt er. Ganze 90 Arbeitsplätze mehr hat die Telekom den Bremern durch seine Investionen beschert, und der Wirtschaftssenator freute sich.

Traurig liegt das rote Ferro-DDR-Telefon jetzt auf einem vollautomatischen Förderband und wackelt durch die luftige Werkshalle. „Der Kunststoff von diesem Modell ist nicht mehr zu gebrauchen“, weiß Telekom-Sprecher Wendel. Deshalb muß „Alpha“ wie etwa 20 Prozent der insgesamt rund sechs Millionen Apparate sofort in das Telekom-Recycling-Werk nach Goslar. Weitere 20 Prozent werden in der hauseigenen Werkstatt repariert – „und unseren Kunden dann als neue Telefone vermietet“, erklärt Wendel. Ganze 60 Prozent der Apparate seien aber „noch voll intakt“ und werden sofort aussortiert. Sie reisen sofort in die GUS-Staaten, nach Südamerika oder China weiter – für 50 Pfennig bis zu zwei Mark Verkaufspreis pro Stück. Da kann dann schon mal ein aussortiertes hölzernes „Spessart-Modell“ aus dem Schwarzwald für die notwendige Kabelkommunikation im fernen Kaukasus sorgen – eines von rund sechzig skurrilen Modellen, die bisher in Bremen landeten. „Alpha-Ferro“ aus Suhl dagegen muß in die Goslarer Recycling-Anlage: Dort wird sein rotes Plastegehäuse zu schmelzfähigem Granulat zerhackt und aus „Alpha-Ferro“ ein schnittiger Plastik-Gartenzaun gemacht. kat