What's hot, what's not
: Come on, fatty!

■ Fixe Lebenshaltungskosten – Geschmack in und um Hollywood

Ein Star zu sein ist weder leicht noch billig. Glauben Sie nicht, daß die Millionengagen von, sagen wir, Jim Carrey oder Demi Moore lange vorhalten. Bedenken Sie nur die Lebenshaltungskosten von jemandem, der nicht Claudia Nolte heißt und ein Häuschen mit Garten in Beverly Hills bewohnt.

Friseur: Der Haarschnitt schlägt im Salon mit zwischen 70 und 250 Dollar zu Buche; diskrete Hausbesuche – Madonna & Co. – ab 300 Dollar aufwärts. Haarefärben 60 bis 300 Dollar, eine (!) Pflegespülung für die Zotteln macht 40 Dollar und mehr. Und dann die Regelmäßigkeit: Spülungen jede Woche, Schneiden alle drei bis vier Wochen, Färben alle vier Wochen. Wer das Pech hat, einen Film – oder eine Serie – zu drehen, wo Einheit von Ort und Zeit herrscht, sprich: Kleider und Frisur über geschätzte sechs Wochen identisch sein müssen, benötigt die Generalbehandlung jede Woche. Das bezahlt dann allerdings das Studio.

Kosmetische Behandlung/ Make-up: bis zu 300 Dollar die Stunde bei Profimalern wie Kevin Aucoin oder François Nars. Maniküre/Pediküre: 50 bis 150 Dollar per Hausbesuch. Für die Hausfrauenrollen von Anne Archer wurden extra gewöhnliche Nägel kreiert, für ihre Parts als Geschäftsfrau hingegen untadelig polierte. Der Nagellack der Stunde ist von „Hard Candy“, quietschgrün, und wird von Aktricen wie Gwyneth Paltrow und Halle Berry getragen, die beruflich noch nicht genug auf sich aufmerksam machen konnten.

Physiotherapeuten/Masseure: 100 bis 125 Dollar. Akupunktur: 90 bis 200 Dollar. Chiropraktiker: 150 Dollar. Jeweils für einen Hausbesuch. Anwendung von täglich bis zu dreimal die Woche. Die Fotografin Annie Leibovitz läßt sich zwei Stunden täglich massieren, wenn sie an der Westküste arbeitet.

Garderobe: ein Traum – bis zu 100.000 Dollar pro Jahr! Ein beim Einkauf assistierender Stilberater kostet 500 bis 750 Dollar pro Tag. Bei Fred Segal Melrose in L.A. existiert ein rotes Telefon – private Hotline für besonders Berühmte, über die Einkaufstermine ausgemacht oder die neuesten Kollektionen zur Ansicht nach Hause bestellt werden. Understatement lautet das Gebot der Stunde. Ein Doppelreiher-Hosenanzug von Calvin Klein und Gucci-College- Loafers genügen dem Hollywood-Darling, um hinreichend Bescheidenheit zu demonstrieren. Ein Personal Shopper berichtet: „Meine Klientin brauchte für denselben Abend ein tolles Kleid. Ich habe eins ausgesucht, es ändern und Schuhe im selben Ton einfärben lassen, kaufte passende Accessoires und lieferte alles am Nachmittag.“

Fitneßtrainer: 100 bis 250 Dollar für eine Stunde zu Hause, dreimal wöchentlich oder sogar täglich, wenn die Rolle es erfordert. Sport der Stunde: Crossover-Yoga wie von Glenn Close und Meryl Streep betrieben. Trainer motivieren unter anderem mit „Come on, fatty!“ – ohne verklagt zu werden. Das Nikotin der Stunde ist kubanischer Herkunft: Zigarren, weil deren Einfuhr verboten ist.

Ein Letztes: Das Weströmische Reich war vor seinem Untergang bekanntlich durch den ausschweifend dekadenten Lebenswandel der Reichen und Schönen geprägt. Ungeachtet dieser Mahnung wollen wir Menschen aus dem Volke dennoch nicht im Zustand der Armut und Häßlichkeit verharren, denn „was man geschichtliche Notwendigkeit nennt, ist bekanntlich keine gesetzliche Notwendigkeit“ (Robert Musil), weswegen „sowieso alles anders kommt, als man denkt“ (meine Oma). Anke Westphal