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■ KommentarSelber schuld?

Wenn Jugendliche keinen Ausbildungsplatz finden, klingt noch immer – leise, aber vernehmlich – ein „selber schuld“ durch. In Sachen Arbeitslosigkeit ist diese Schuldzuweisung längst verpönt, bei Jugendlichen hingegen heißt es: defizitäre Allgemeinbildung, fehlende Flexibilität, zu hohe Ansprüche – vor allem wenns ums Geld geht. Niemand dürfe sich also wundern, daß die Wirtschaft wenig Interesse daran hat, junge Menschen auszubilden.

Was denn doch verwundert, ist, wenn Entscheidungsträger die Verantwortlichkeit beim Nachwuchs verorten. Als seien eine mangelhafte Bildung und fehlende soziale Kompetenz entweder genetisch vorbestimmt, also qua Muttermilch eingesogen, oder spätestens ab der vierten Klasse eine Entscheidung des freien Willens. Und als stünde ihnen heutzutage noch die ganze Welt offen. Vielmehr sind die Bedingungen, unter denen viele der heutigen Jugendlichen leben, defizitär – dauerhaft und in zunehmendem Maß.

Immer mehr Kinder leben von Sozialhilfe und ohne familiäre Stabilität. Immer häufiger werden in der öffentlichen Betreuung und Beratung, in Kindergärten und Schulen Stellen gestrichen, wird die Ausstattung reduziert. Oder, damit der Spareffekt auch groß genug ist, Einrichtungen vollständig dicht gemacht.

Wer – wie all die ausbildungswilligen Jugendlichen – unter diesen Bedingungen hartnäckig nach Normalität strebt, zeigt bereits ein hohes Maß an Flexibilität. Ihnen die Quittung für die politisch gesteuerten Fehl-Entwicklungen über den Tisch zu schieben, ist da mehr als unredlich. Stefanie Winter

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