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„Mal Mist gebaut“

■ 30 Jahre Berufsschulzentrum in Walle / Viele der einst benachteiligten SchülerInnen fanden Jobs

Bildungssenatorin Bringfriede Kahrs fand gestern symbolträchtige Worte für die Allgemeine Berufsschule Walle (ABS): Das „Anti-Blockier-System“ im Bremer Westen habe sich gut bewährt, lobte die Senatorin vor einem großen Festpublikum. Der wirksame Puffer für Bremer Jugendliche ohne richtigen Schulabschluß existiert seit nunmehr 30 Jahren – und SchülerInnen, LehrerInnen sowie Ehemalige kamen zur Geburtstagsfeier am Steffensweg.

Die ehemalige reine Waller Berufsschule hat sich in den letzten 30 Jahren zu einem Schulzentrum für benachteiligte SchülerInnen entwickelt. Während in den 60er Jahren nur männliche Lehrlinge dort die Berufsschulbank drückten, sind heute die Hälfte der SchülerInnen Mädchen. Außerdem kommen rund 60 Prozent der insgesamt 800 ABS-SchülerInnen aus dem Ausland – oft sind es Asylbewerber oder Flüchtlinge.

„Wir sind heute für alle Bremer SchülerInnen da, die Probleme haben oder mal Mist gebaut haben“, erklärt der ABS-Sport- und Biologielehrer Fred Brauweiler. Denn wer heute zur ABS kommt, hat nach zehn Jahren noch keinen Schulabschluß in der Tasche, seine Ausbildung abgebrochen oder keine Lehrstelle gefunden.

„Einfach viel lockerer“ gehe es in der Waller Berufsschule zu, findet die Schulsprecherin Alexandra Annert. Die 16jährige geht seit September zur ABS, „weil es in der Gesamtschule Huchting einfach nicht geklappt hat“, erinnert sie sich. Eigentlich wollte sie dort ihren erweiterten Hauptschulabschluß machen, „aber dann hatte ich irgendwie andere Interessen.“

Jetzt hat sie viel vor: Wenn der Hauptschulabschluß bei der ABS klappt, will sie zur Handelsschule gehen und dann eine Lehre als Industriekauffrau machen. „Viele schaffen das auch“, weiß der Sportlehrer Brauweiler. Das Erfolgsrezept dazu heißt schlichtweg: sozialpädagogisches Konzept. Statt verkopftem Unterricht im Klassenraum verbringen die SchülerInnen nämlich die größte Schulzeit in den drei Werkstätten der ABS.

Sozialarbeiter und Lehrer arbeiten in der Schule Hand in Hand. Täglich bieten Sozialarbeiter in der „Berufspädagogischen Beratung“ Gespräche an. Von dort aus werden die interessierten Jugendlichen je nach Interesse in Berufsorientierungskurse oder ausbildungsvorbereitende Lehrgänge geschickt. Aber nicht nur in der Schule werden die Jugendlichen unterstützt: Bei Krisen finden Gespräche mit Familien, dem Arbeitsamt oder dem Amt für soziale Dienste statt. Deutschkurse, Videoworkshops und Nachhilfe vor allem für ausländische Jugendliche stehen außerdem auf dem Programm.

Ehemalige SchülerInnen der ABS haben den Sprung ins Berufsleben geschafft: Die erste Frau im Metallehrgang der ABS hat jetzt einen sicheren Arbeitsplatz bei Mercedes in der Montage. Und Arno Schumacher arbeitet jetzt im Elektrohandel. Vor 41 Jahren ging er als Dachdeckerlehrling zur Berufsschule in Walle. Auch damals sei es mit der Lehrstellensuche „so eine Sache gewesen“, erinnert sich der 50jährige. Eigentlich wollte Schumacher Maurer werden, „doch da war nichts zu finden.“ Seine Mutter sei damals „total sauer“ gewesen, so Schumacher: „Die wollte, daß ich in diesen schweren Zeiten lieber ohne Lehre gleich auf dem Bau maloche.“ Aber der ehemalige Schüler der ABS biß sich alleine durch – wie der Großteil der heutigen SchülerInnen in Walle. kat

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