■ Die „Internationale Hilfsallianz“ zur Intervention in Zaire: Es geht nicht um humanitäre Ziele
Große Worte verdecken oft Untätigkeit. Nun gibt es also eine „Internationale Hilfsallianz“ für Zaire, mit einem furchteinflößenden Direktorium aus vierzehn Ländern wie zum Beispiel Irland und Senegal (aber ohne Deutschland) und einem noch zu errichtenden Hauptquartier in Uganda. Die Allianz soll Wege zur Umsetzung des mißglückten UNO-Beschlusses für eine Militärintervention im Osten Zaires finden. Sie will jetzt „Erkundungsteams“ schicken, um den „Hilfsbedarf“ zu evaluieren. Und dann kann sie angeblich beginnen, die große militärische Rettungsaktion für die Menschen, die unter dem ostzairischen Bürgerkrieg leiden. Da Bodentruppen aufgrund der Ablehnung der vor Ort herrschenden Rebellen nicht in Frage kommen, sollen Hilfsgüter aus der Luft abgeworfen werden. Jeder, der im Osten Zaires ein Gewehr besitzt, ist selbstverständlich begeistert davon, daß Nahrungsmittel und Medikamente vom Himmel regnen werden und niemand auf dem Boden nachsehen kann, was hinterher damit passiert.
Sinn macht all das nur, wenn man sich klar macht, daß es längst nicht mehr um humanitäre Ziele geht und daß die „Hilfsallianz“ mit den eigentlichen Problemen der Menschen nichts zu tun hat. Vielmehr geht es um politische Machtspiele. Die von Frankreich unterstützte Regierung Zaires will den Einsatz von Bodentruppen, um die Rebellen zu besiegen. Zaires Rebellen, mit Ruanda und Uganda an ihrer Seite und unterstützt von den Vereinigten Staaten und Kanada, wollen genau das nicht. Würden die USA und Kanada nichts tun, hätte Frankreich freie Hand, nach einem entsprechenden zairischen Hilfsgesuch allein einzugreifen.
Das nordamerikanische Getöse um Luftabwürfe, Hilfsallianzen und Erkundungsmissionen dient dazu, Präsenz zu zeigen und damit Frankreich jeden Vorwand für einen Alleingang zu nehmen. Solange kanadische Generäle und US-amerikanische Soldaten zwischen Kampala, Kigali und Goma hin und herreisen, kann niemand behaupten, es werde nichts getan – aber das, was Zaire und Frankreich gern tun würden, geschieht nicht. Zugleich können die Franzosen bei der „Hilfsallianz“ nicht abseits stehen – damit würden sie den USA das Feld überlassen. Die „Hilfsallianz“ ist ein US-amerikanisch–französischer Kompromiß und damit genau das, was der Name sagt: Eine Allianz der führenden auswärtigen Mächte in der Region. Daß damit niemandem geholfen wird – wen schert das schon? Dominic Johnson
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