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■ KommentarKuschen und heucheln

Im Interesse des Hafens und im Namen der Behörde für selbige wagen Hamburgs Sozialämter den Schritt in die wohnungspolitische Unverantwortbarkeit. Ein intaktes Gebäude abzureißen, ohne zu wissen, was an seiner Stelle wann entsteht, gilt in Zeiten der Wohnungsnot plötzlich als städtebaulich üblich.

Denn es geht um die Hafenerweiterung in Altenwerder, und daran ist kein Zweifel erlaubt. Die Hafen-Wirtschaft braucht gar nicht mehr hervorzuheben, daß sie keine Widerworte duldet; die Sozialbehörde kuscht von ganz allein.

Da verwundert es auch nicht, wenn es neuerdings sozialpolitisch opportun sein soll, kostengünstige und überdies städtische Flüchtlingsheime zu räumen, die Bewohner umzusiedeln und anschließend für ihre Unterbringung in Hotels und anderen schäbigen Unterkünften Millionenbeträge zu verprassen. Für die Hafenerweiterung ist der Stadt nichts zu teuer.

Die Sozialsenatorin allerdings wird sich fragen lassen müssen, was es ihr wert war, vor einer Woche das zügige Ende der Unterbringung von Flüchtlingen in Hotels als Sparmaßnahme zu geloben und nur sieben Tage später der Zerstörung von stadteigenen Unterkünften zuzustimmen.

Wehe den Immobilien-Spekulanten, Wohnungsumwandlern und sonstigen windigen Vermietern, riefen Hamburgs behördliche Wohnraumschützer jahrelang, sobald Leerstand oder Zweckentfremdung von Gebäuden drohten. Und reagierten – spät, aber manchmal – mit empfindlichen Bußgeldern. Heute schweigen sie.

Im Interesse des Hafens und im Namen der Behörde für selbigen. Heike Haarhoff

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