: Kunstforum ade
■ Kommune hat sich von der Idee eines Ausstellungshauses am Markt verabschiedet
Ein Kunst- und Ausstellungshaus in zentraler City-Lage: Danach würde sich jede Großstadt die Finger lecken. Mit dem Kunstfo-rum am Markt verfügte die Hansestadt bis vor einem Jahr über ein derartiges Gebäude. Doch dann suchte die Deutsche Bank ein Ausweichquartier für ihre zur Großbaustelle gewordene Zentrale am Domshof und fand sie im Forum. Spätestens im März 1998 ziehen die Banker wieder um, erklärte ein Unternehmenssprecher gestern. Doch was danach mit der Immobilie geschehen soll, ist bis heute völlig offen. Allein von der Idee des Kunstforums haben sich die Verantwortlichen inzwischen vollends verabschiedet.
Seit Beginn der 90er Jahre erlebte das Gebäude, das die Kulturbehörde von der Telekom gemietet hatte, eine wechselvolle Geschichte mit der Kunst. Nach dem Konkurs des ersten Nutzers, dem Fotoforum, richtete unter anderem das Neue Museum Weserburg, dem Sonderausstellungsraum fehlt, Kunst-Schauen aus. Anschließend trat die Kulturbehörde mit der Edward-Hopper-Ausstellung indirekt selbst als Veranstalter auf. Danach wurde das Gebäude dem Focke-Museum angeboten, um dort historisches Bremer Silber zu zeigen, doch die Deutsche Bank machte mit echten Münzen das Rennen.
Die Ex-Kultursenatorin Helga Trüpel kritisierte seinerzeit öffentlich die Entscheidung, doch in der Behörde ist man heute offenbar erleichtert, auf diesem eleganten Weg aus dem Vertrag mit dem Gebäudeeigner herausgekommen zu sein. „Für uns ist das Kunstforum kein Thema mehr“, erklärte der für bildende Kunst zuständige Referent Hans-Joachim Manske gestern. „Es ist völlig unklar, wer das finanzieren soll.“ Robert Bücking, Leiter des zuständigen Ortsamts, formulierte es drastischer: „Die Museen sind so sehr an die Wand gefahren worden, daß sich da nichts mehr rührt.“
Nichts mehr? Na, ja. Bei Thomas Deecke (Weserburg) und Jörn Christiansen (Focke-Museum) klingt ein bißchen Wehmut durch, denn einig sind sich die Museumsleute, daß das Kunstforum eine exzellente Adresse wäre. Doch mit deren Vermarktung wird sich fortan ausschließlich die Telekom beschäftigen müssen. Telekom-Sprecher Klaus Wendel: „Wir prüfen zunächst den Eigenbedarf. Ob wir das Gebäude dann verkaufen oder vermieten, wissen wir noch nicht.“ ck
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