Leere zeigt Dynamik

■ Büromarkt ist in Bewegung, Mieten sind stabil / Wirtschaftsförderer wollen Büros am Rembertikreisel

Der Bremer Markt für Büroflächen bewegt sich stärker, als die Gutachter gedacht hatten. Fast 30.000 Quadratmeter sind im laufenden Jahr neu vermietet worden, das ist mehr als in Dortmund und fast soviel wie in Essen. Das geht aus dem Büromarkt-Report 1996 hervor, den die Beraterfirma Müller Consult im Auftrag der Bremer Wirtschaftsförderungsgesellschaft (WfG) erstellt hat.

Nur der geringste Teil der Neuvermietungen wurde allerdings für Neuansiedlungen von Firmen gebraucht. Zumeist wechselten ortsansässige Unternehmen ihr Domizil. Bremen wird auf absehbare Zeit ein lokaler Markt für Büroflächen bleiben, so die Gutachter. Die Mieten liegen stabil zwischen zehn Mark für ältere Flächen und 19 bis 20 Mark in Neubauten.

Bei der WfG freut man sich, daß die Dynamik für einen Büro-Leerstand von 50.000 Quadratmetern sorgt, das sind knapp zwei Prozent der gesamten Bürofläche. So werde das Werben um auswärtige Firmen leichter. Allerdings sind 20.000 Quadratmeter echte Ladenhüter, die wie das Treuhand-Haus in Habenhausen baulich nicht den heutigen Anforderung entsprechen.

Dafür gibt es mehr Immobilien in guter Lage. Weitere 50.000 Quadratmeter Büros sind im Bau: unter anderem auf dem Teerhof, am Flughafen und in Horn-Lehe. Mittelfristig werden in Bremen 84.000 Quadratmeter Miet-Büros zur Verfügung stehen.

Im Airport-Center wird im Frühjahr ein Mieter einziehen, von dem sich die WfG Impulse für weitere Ansiedlungen erhofft. Die britische Regus-Gruppe eröffnet auf 1.400 Quadratmetern ein Business-Center, das 17. in Deutschland. Hier können Firmen oder Geschäftsleute voll ausgestatte Büros inklusive Sekretariat, Konferenzräumen und Telekommunikations-Equipment mieten.

„Das soll so leicht sein, wie ein Hotelzimmer oder ein Mietauto zu buchen“, beschreibt Regus-Direktor Mark Dixon die Idee hinter seinem weltweit boomenden Geschäft. Firmen, die etwa einen neuen Markt sondieren, wollen sich keine Fixkosten aufladen und dennoch auf ein funktionierendes Büro zurückgreifen.

„Vor drei Jahren hätten wir doch noch nicht gewußt, welche Immobilie wir Regus anbieten sollen“, beschreibt WfG-Geschäftsführer Harald Matys den Wandel auf dem Büromarkt. Die WfG hat erst seit drei Jahren den Büromarkt als Standortfaktor für ortsungebundene Dienstleistungen wie Werbeagenturen oder Telefon-Marketing-Agenturen im Auge.

Besonderes Gewicht legt die WfG in ihrem Report auf die Entwicklungsperspektiven neuer Bürozentren. Neben der Erweiterung des Technologieparks Universität (13 Hektar), dem Büropark Vahr/Oberneuland an der Autobahn 27 und der Airport-City (inklusive der heutigen Großmarktfläche) propagieren die Müller Consultants „mit höchster Priorität“ eine Büronutzung am Remberti-Kreisel. 28.000 Quadratmeter Büros ließen sich dort schaffen, wenn der vorliegende städtebauliche Entwurf umgesetzt würde.

Statt des großen Kreisels soll ein Straßenknie angelegt und von drei bis fünfgeschossigen Gebäuden gesäumt werden. Nach Ansicht von WfG-Chef Matys wären für ein solches Projekt auch private Investoren zu finden. Voraussetzung: Man verkauft die Fläche als Ganzes und ermöglicht dem Käufer so eine Mischkalkulation aus Büros, Läden und Wohnungen. jof