EU-Öko-Zertifikat für Wollkämmerei

■ Firma warnt: Wettbewerbsverzerrung durch Umweltschutz

Die Bremer Woll-Kämmerei AG (BWK) hat das EG-Öko-Audit-Zertifikat erhalten. Das Unternehmen verpflichtet sich damit, ein Umweltmanagementsystem zu etablieren und alle drei Jahre eine erneute Umweltbetriebsprüfung durch einen unabhängigen Gutachter vornehmen zu lassen. Das EU-weite Umweltprädikat wurde 1993 eingeführt. In Deutschland erhielten es bisher rund 350 Firmen.

Gestern stellte das Unternehmen seine Umweltbilanz in der Handelskammer vor. Seit 1981 hat das Blumenthaler Unternehmen insgesamt 65 Millionen Mark in den Umweltschutz investiert, sagte Vorstandsvorsitzender Gerhard Harder. Laut Bilanz konnte man die Abwasserbelastung in den Griff bekommen. Die organischen Inhaltsstoffe seien um 99 Prozent reduziert und die Pestizidreste rückstandsfrei vernichtet worden. Durch Wasser-Recycling sei der Verbrauch von Brunnenwasser um fast 65 Prozent verringert worden. Während im Jahr 1982 noch 40.000 Tonnen Deponiemüll anfielen, waren es zuletzt nur noch 5.500 Tonnen. In der Kraft-Wärme-Anlage werden 80 Prozent der Primärenergie ausgenutzt. Nur 20 Prozent gehen durch Abwärme verloren. Normal seien 62 Prozent.

Harder sieht aber Probleme auf das Unternehmen zukommen: „Man darf nicht vergessen: Umweltschutz kostet viel Geld, wir müssen uns aber dem internationalen Wettbewerb stellen.“ Während in BWK-Produkten 15 Prozent des Preises Anteile für Umweltschutz seien, läge der Durchschnitt in Europa bei zwei bis drei Prozent. Darum sein Apell an Umweltsenatorin Tine Wischer (SPD): „Noch mehr Umweltschutzauflagen sind momentan nicht zu verkraften. Arbeitsplätze, die einmal weg sind, kommen nicht wieder.“ Eine deutliche Warnung. Wischer reagierte gelassen: „Energie-Einsparungen schlagen sich positiv in der Bilanz wieder.“ Dann räumte sie ein: „Wir müssen einen Kompromiß zwischen Wirtschaftlichkeit und Umweltschutz finden.“

Klaus Fichter vom Institut für ökologische Wirtschaftsforschung bewertete die Verleihung des Zertifikats „als ersten Schritt in die richtige Richtung. Schließlich muß das Unternehmen jetzt etwas für den Umweltschutz tun. Eine Aberkennung nach drei Jahren wäre ein echter Imageschaden.“ Er warnte aber davor, das „Audit“ zu hoch zu hängen. Mißbrauch sei nicht ausgeschlossen. „Die Gutachter haben einen großen Spielraum in ihrer Bewertung.“ Zudem seien keine festen Ziele festgeschrieben, die die Firma einhalten müsse. Darin stecke die Gefahr, daß es sich um bloße Augenwischerei handle. Den Bremern konnte er aber zumindest einen guten Wert attestieren. „15 Prozent Umweltanteil im Produktpreis sind sehr hoch.“ Jeti