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Ein ganz normaler Vorgang

■ „Blinder Passagier“ wurde trotz Einladung festgenommen

Kaum in Hamburg, und schon wieder festgenommen: Am Samstag ist Samuel Azah aus Liberia von Beamten der Davidwache über Nacht in den Knast gesteckt worden, weil er für Hamburg keine Aufenthaltsgenehmigung hatte – „seine“ Behörde ist in Niedersachsen. Auf der Davidwache, gibt Azah an, sei er „geschlagen und getreten worden“. Die Haftrichterin ließ ihn gestern wieder frei, ohne Papiere, aber mit der Auflage, innerhalb von zwei Tagen in den Landkreis Hildesheim zurückzukehren.

Marily Stroux von der Hamburger „Arbeitsgruppe Blinde Passagiere“ findet die Behandlung Azahs empörend. Die Gruppe hatte Azah nach Hamburg eingeladen, er trug die Einladung auch schriftlich bei sich. Er sollte auf Veranstaltungen der „AG Blinde Passagiere“ und der „Hamburger Hafengruppe“ von seinem Fall erzählen: Im Februar waren er und acht weitere Liberianer als blinde Passagiere an Bord eines Kakaofrachters nach Hamburg gelangt (taz berichtete).

Alle neun waren damals über Norddeutschland in verschiedene Sammelunterkünfte verteilt worden. Am vergangenen Wochenende trafen sie erstmalig wieder hier zusammen und nahmen an der Hafenrundfahrt und einer Diskussion teil, die die AG und die Hafengruppe veranstaltet hatten, um über die Situation blinder Passagiere zu informieren.

Doch die Veranstaltung interessiert die Polizei nicht die Bohne. Azah habe sich, so Polizeipressesprecher Hartmut Kapp, nur im Landkreis Hildesheim aufhalten dürfen und sei vorläufig festgenommen worden. Das sei „ein ganz normaler Vorgang“. Zu Unregelmäßigkeiten ist es nach Meinung Kapps nicht gekommen, für alles weitere sei die Ausländerbehörde zuständig. Azah will heute mit seinen UnterstützerInnen und seiner Hamburger Anwältin Anzeige erstatten. uwi

Heute, 19 Uhr, im B-Movie: Film „Deadly Voyage“ über ghanaische „blinde Passagiere“, die 1992 an Bord eines Frachters ermordet wurden

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