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Vom Immobilienhai zum Investor

■ Bauherren eröffnen Hotel im neuen Büropalast Airport Center

Der Abschied vom Zerrbild des „Immobilienhais“ ist am Bremer Flughafen zu besichtigen. Auf den Wahrnehmungswandel der Immobilienbranche durch die Verantwortlichen in Bremens Verwaltung und Politik führt Heinrich Mura von der Wirtschaftsförderungsgesellschaft (WfG) zurück, was gestern gefeiert wurde: Die Eröffnung des Atlantic Hotel Airport im neuen Büropalast Airport Center. Die Herberge mit 109 Zimmern, drei Suiten sowie Konferenz- und Tagungsräumen liegt im ersten Bürohaus Bremens, das private Investoren auf eigene Rechnung gebaut haben, ohne von vorneherein Mieter zu haben. Dieser Weg soll auch in weiteren Bauprojekten am Flughafen eingeschlagen werden. Wie es aus Branchenkreisen hieß, zögern andere Bauherren aber noch.

Umso wichtiger nimmt die WfG das Signal Airport-Center. 65 Millionen investieren die Bremer Immobilienunternehmer Andreas Hundsdörfer, Peter Katschke, Joachim Linnemann und Kurt Zech in das 20.000-Quadratmeter-Objekt mit der charakteristischen Rotunde gegenüber der Ankunftshalle. Die Bauherren mußten fast fünf Jahre lang überredet werden, in Bremen zu wagen, was andernorts selbstverständlich ist und ohne feste Mieter loszubauen. „Halb zog man uns, halb sanken wir“, erzählt Hundsdörfer und lobt die „vehemente Überzeugungskraft“ von Flughafen-Direktor Manfred Ernst. Auslöser für die Verhandlungen sei der Wunsch nach einem Flughafen-Hotel gewesen. Aber das rechnete sich nicht ohne Büros. Große Hotelketten wie Kempinski, Hilton und Steigenberger hätten sich interessiert, das Hotel zu betreiben. Allerdings hätten sie Pachtverträge gefordert, die das Risiko den Immobilienbesitzern zugeschoben hätten, sagte Linnemann. Da habe man sich entschlossen, das Hotel als Privathotel selbst zu betreiben. Erfahrung haben die Partner mit dem Atlantic-Hotel in Vegesack.

Um auf ihre Kosten zu kommen, müsse das Hotel „in hervorragender Lage am Airport aber doch fast in der City“ nur eine Auslastung von 40 Prozent erreichen. Außerdem könne das Hotel leicht verkleinert oder erweitert werden. Je nachdem, wie sich die Nachfrage nach Büros entwickelt, die im Airport Center für 23 Mark den Quadratmeter angeboten wird.

In der Immobilienbranche weiß man, daß die neuen Büros am Flughafen nur gefüllt werden, wenn Mieter aus der Innenstadt abwandern. Von einem „Hauen und Stechen“ um Mieter ist die Rede. Für das Airport-Center ist die Hotel-Idee günstig, weil die Bauherren so „Eigennachfrage“ schafften. Der Komplex wird aber grundsätzlich positiv gesehen. Endlich habe Bremen ein repräsentatives Entreé – und ab Frühjahr hält die Straßenbahn vor der Tür. jof

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