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Subventionen sind nicht normal

■ Im Gespräch legte Glocken-Geschäftsführer Andreas Schulz seine Karten auf den Tisch

Seit Februar 1995 führt Andreas Schulz die Geschäfte der Glocke Veranstaltungs GmbH. Das nach Ansicht des ehemaligen Nachwuchsbetreuers des Schleswig-Holstein-Musikfestivals „schönste Konzerthaus Norddeutschlands“ wird zur Zeit für rund 30 Millionen Mark saniert. Sechs Wochen vor der Wiedereröffnung am 31. Januar 1997 erläuterte der studierte Musikwissenschaftler Schulz der taz sein Konzept und äußerte sich zu seiner Rolle als Veranstalter, zu seiner Einschätzung über das Musicon und über das Geschäft mit der Musik.

taz: Ende Januar soll die Glocke wiedereröffnet werden. Welches Konzept haben Sie bei Ihren Planungen verfolgt?

Andreas Schulz: In der Vergangenheit war die Glocke schwerpunktmäßig klassisch ausgelegt. Dazu kamen Tagungen oder ein Boulevardtheaterzyklus, der unglaublich gut lief. Wir wollen Raum für U-Musik und Boulevard lassen, doch in der Zukunft den Klassikschwerpunkt weiter ausbauen. Dabei wollen wir den heimischen Aktivitäten - vom Sängerbund bis hin zur Hochschule für Künste - eine musikalische Heimstatt bieten, obwohl wir die Glocke teurer vermieten müssen...

...wie teuer?

Die Miete für den großen Saal beträgt 6.000 Mark für eine sechsstündige Nutzung. Darin sind 1.000 Mark Betriebskosten eingerechnet. Dabei muß man berücksichtigen, daß die „Glocke alt“ nicht mal Standardniveau hatte. Da gab's etwa nur einen Wartungsvertrag. Die „Glocke neu“ hat ein Vielfaches an Wartungskosten, weil sehr viel zeitgemäße Technik eingebaut wurde. Für Bremer Veranstalter und für nichtkommerzielle Institutionen bieten wir aber Rabatte.

Welche Rolle spielen Sie - die eines Veranstalters oder eines Vermieters?

Wir sind eine Veranstaltungs-Gesellschaft, doch vorrangig vermieten wir und unterstützen die Bremer Veranstalter. Wir können aber als Veranstalter mit ins Boot gehen. Das machen wir beim Blechbläserzy-klus mit der Trompetenakademie oder beim Zyklus mit dem NDR-Sinfonieorche-ster. Die erste Saison umfaßt rund 130 Veranstaltungen. Davon sind 90 Prozent Vermietungsge-schäft und zehn Prozent eigene Veranstaltungen. Dazu zählt der internationale Ligeti-Zyklus, an dem in Deutschland nur Frankfurt und Bremen teilnehmen...

...der aber schweineteuer ist...

...der schweineteuer ist, aber auf ein riesiges internationales Echo stößt. Es passiert hier in Bremen unheimlich viel, aber international sind wir trotz Musikfest ein weißer Fleck. Wenn man es da schaffen kann, auch außerhalb des Musikfestes mit zwei bis drei Projekten im Jahr zu zeigen, daß sich in Bremen etwas tut, öffnen sich die Türen auch für andere.

Wie finanzieren Sie das? Haben Sie einen eigenen Etat?

Den hätte ich gerne. Aber tatsächlich hat die Glocke Veranstaltungs GmbH keinen Veranstaltungs-Etat. Wir rechnen wie ein normaler Veranstalter ohne öffentliche Zuschüsse. Wir kalkulieren eine 70prozentige Auslastung; wenn man das schafft, ist man im Break. Wenn man es nicht schafft, müssen Sie das Minus durch eine andere Veranstaltung ausgleichen. Das Subventionieren von Veranstaltungen darf ohnehin nicht zum Normalfall werden.

Wie geht das in einem Geschäft, in dem man vor allem mit Namen arbeiten muß und kaum sagen kann, ich bringe mal unbekannte junge Leute hier rein?

Es ist ein Risiko, einen unbekannten „Star“ zu nehmen, und schlimmstenfalls muß man da auch zubuttern. Wir kriegen sehr viele Angebote von Agenturen, die ich ablehnen muß, weil vielleicht das Ensemble gut, aber das Programm zu schwierig ist oder das Ensemble zu unbekannt und das Programm zu gut ist. Agenturen bieten ja in den seltensten Fällen wirklich hochklassige Programme an. Ein unbekanntes Ensemble mit einem Schönberg oder einem Rihm im Programm interessiert einfach zu wenig Leute. Ich bin da ziemlich zerrissen. Ich würde liebendgern einen Etat haben. Denn solche Sachen profilieren viel mehr als dieses Mischmasch-Programm.

Sie setzen für die Zukunft auf Kooperation. Doch daß Sie sich für einen Hochglanzprospekt auch mit dem „Musicon“ zusammengetan haben, überrascht trotzdem...

Nach außen sind wir Konkurrenten. Doch nach innen beschäftigen wir uns sehr wohl miteinander. Alle Beteiligten haben erkannt, daß das Musicon - wenn es denn kommt - nur mit der Glocke und nicht gegen die Glocke existieren kann.

Die Glocke Veranstaltungs GmbH ist Tochter der Hanseatischen Veranstaltungsgesellschaft HVG. Die HVG ist auch beschäftigt mit den Großprojekten Space Park oder Musical. Welche Rolle spielt da die gemütliche, bald wieder wunderschöne Glocke?

Gar keine (lacht). Im Ernst: Durch den großen Verbund haben wir Vorteile. Wir brauchen hier nur sehr wenig Leute. Doch durch die gemeinsame Holding-Gesellschaft können wir uns bei Bedarf Personal aus der Stadthalle rüberholen. Und zu den Projekten: Wenn wir ein Musical in der Stadt hätten, haben auch wir etwas davon. Dann könnten wir die Glocke endlich auch im Sommer bespielen.

Fragen: Ute Schalz-Laurenze,

Christoph Köster

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