Magermilch von der „Designerkuh“

■ Je nach Futter verschiedene Milchprodukte aus dem Euter

Dublin (taz) – Mal sehen, was diesmal passiert. Beim letzten Mal kam BSE heraus, als man Kühe mit toten Schafen fütterte. Jetzt will man ihnen Fischöl, Fischmehl und Plankton verabreichen, damit sie Milch produzieren, die einen hohen Anteil an Omega 3 enthält. Diese Fettsäure senkt das Risiko von Herzerkrankungen und wird in Fabriken Margarine, Brot und anderen Nahrungsmitteln beigemischt. In Zukunft könnte das die Designerkuh erledigen.

Und das ist noch lange nicht alles. Wissenschaftler des britischen Landwirtschaftsministeriums haben in ihren Labors in Hampshire eine Kuh durch Futterzusätze wie einen Getränkeautomat programmiert. Gibt man ihr geschälten Hafer, liefert sie fettarme Milch, bei Rapsöl produziert sie streichfähige Butter. Man kann die Produktion jederzeit umstellen, indem man die Diät ändert.

Ein weiterer Vorteil, so schwärmen die Kuhkonstrukteure, sei die Tatsache, daß man die überflüssige Buttermilch, die bei der Produktion von Magermilch anfalle, nicht mehr entsorgen müsse. Und ums Geld geht es vor allem: Wenn man die Produkte direkt von der Kuh erhält, kann sich die Milchwirtschaft die teure Weiterverarbeitung sparen. Wer weiß, irgendwann gibt es vielleicht Kuhzapfstellen für Kirschjoghurt und Schweizer Hüttenkäse.

Die Supermarktkette Sainsbury hat das Forschungsprojekt gesponsert. Ein Sprecher hob gegenüber der Zeitung Observer vor allem den Gesundheitsaspekt hervor: „Der interessanteste Punkt dieser Forschung sind die gesunden Lebensmittel, die von unseren Kunden immer mehr verlangt werden“, sagte er. „Diese Produkte werden längst in Fabriken hergestellt, aber unsere neue Art ist natürlicher“, sagte John Allen vom Forschungsteam.

Der Sainsbury-Sprecher glaubt, daß die bovinen Direktprodukte in anderthalb Jahren auf dem Markt sein können. Nigel Griffiths, Labour-Partei-Experte für Verbraucherschutz, meinte jedoch: „Nach dem Rinderwahnsinn, der durch Herumdoktern am Tierfutter ausgelöst wurde, benötigen wir felsenfeste Garantien, damit wir nicht schon wieder auf eine Katastrophe zusteuern.“ Ralf Sotscheck