: Streit um Gorleben-Protest: Institut geht in sich
■ Das Freiburger Öko-Institut will über Sailer-Thesen zunächst intern diskutieren
Hannover (taz) – Nach dem Austritt prominenter Gründungsmitglieder aus Kuratorium und Trägerverein des Öko-Institutes wollen die 70 Mitarbeiter des in Freiburg, Darmstadt und Berlin beheimateten Institutes jetzt in internen Diskussionen abklären, wie sie zu Gorleben-Protest und Anti- AKW-Bewegung stehen.
„Es gibt unterschiedliche Meinungen, und der Ausgang der Diskussion ist offen“, sagte gestern der Geschäftsführer des Institutes, Uwe Ilgemann, mit Blick auf die Äußerungen des Darmstädter Atomexperten Michael Sailer. Sailer wirft den Blockierern im Wendland vor, angeblich nur die Wiederaufarbeitung bundesdeutschen Atommülls im Ausland zu perpetuieren. Auch Ilgemann kann zur Zeit „noch nicht abschließend sagen, was in diesen Fragen die Meinung des Öko-Institutes oder was nur die Privatmeinung von Michael Sailer ist“.
Von einer Spaltung des Institutes will Ilgemann indes nicht sprechen. Den Austritt dreier Personen könne man noch nicht als Spaltung bezeichnen. Die langjährigen Institutsangehörigen Gerd Michelsen, Günter Altner und Stephan Kohler, die jetzt ausgetreten sind, hat Ilgemann für Anfang des Jahres zur Diskussion mit Michael Sailer eingeladen.
Kritik an Sailers Vorwürfen gegen den Gorleben-Protest haben gestern auch der Greenpeace- Atomexperte Heinz Laing und die hannoversche Gruppenökologie geübt. Laing nannte es „fatal und falsch, den Protest gegen die Wiederaufbereitung und den Widerstand gegen die Zwischenlagerung in Gorleben gegeneinander auszuspielen“. Michael Sailer unterschlage, daß die Energieversorger schon aus reinen Kostengründen derzeit von der Wiederaufarbeitung abrückten. Die AKW-Betreiber wollten sich beim ungelösten Atommüllproblem alle Scheinlösungen offenhalten. Wer den Ausstieg wolle, müsse alle diese Wege verstopfen, sowohl die Zwischenlagerung in Gorleben als auch die Wiederaufarbeitung in La Hague.
Auch die Gruppe Ökologie betonte gestern, daß der Widerstand gegen die Gorleben-Transporte die Energieversorungsunternehmen keineswegs zur Wiederaufarbeitung zwinge. Jürgen Voges
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