Nächstes Jahr auf Kuba

Auf zu den 14. Weltfestspielen 1997 in die Karibik! Hamburgs Jugend ganz antiimperialistisch unterwegs mit Papis Geldbeutel  ■ Von Heike Haarhoff

Dagmar will „Kuba nicht aufgeben“. Selbst wenn „Fidel vielleicht autoritär“ sei, rechtfertige das keinesfalls „den amerikanischen Imperialismus“. Was sie von der Blockade-Politik der USA hält, will die 18jährige Schülerin, nicht zuletzt weil sie „auch schon ein bißchen Ché Guevara gelesen“ hat, vor Ort kundtun – nächstes Jahr auf Kuba.

„Für antiimperialistische Solidarität, Frieden und Freundschaft“ richtet die Karibik-Insel vom 26. Juli bis 6. August die 14. Weltfestspiele der Jugend und Studenten aus. 5.000 bis 10.000 TeilnehmerInnen „von unterschiedlichsten progressiven Kräften und Individuen“ aus fünf Kontinenten werden erwartet. Ein Dutzend davon, Jugendliche zwischen 14 und 40, traf sich am Montag abend zur ersten Sitzung des „Vorbereitungskomitees“ im Haus der Jugend am Stintfang.

Martin, 28, Student der Erziehungswissenschaften und Mitglied der „Linken Liste“ an der Uni, mahnt zum politisch korrekten Urlaub: „Es ist nicht nur das Interesse, nach Kuba zu wollen, sondern auch Solidaritätsaufklärung.“ Und ein wenig Sonne kann der internationalen Linken ja nicht schaden.

Schließlich ist die Reise günstig zu haben: 1.500 Mark für neun Tage, Fahrt mit dem „Solidaritätszug durch die Provinzen“ und Händeschütteln „herausragender Persönlichkeiten“ inklusive. Zu zahlen, blöde Frage, aus eigener Tasche. Hamburgs junge Linke zuckt mit keiner Wimper. Zumindest Henning, 17, macht keinen Hehl daraus, daß er aus eher gut betuchten familiären Zusammenhängen kommt: „Papi arbeitet halt bei Lufthansa, ne.“ Für die armen anderen mit Fernweh aber verspricht er, „eine Soli-Party in der Roten Flora zu organisieren...“ Weiter kommt er nicht. Unverdrossen probt im Nebenraum das Jugendorchester klassische Sinfonien, die quietschenden Geigen übertönen alles. Einer murmelt: „Kann hier niemand Revolutionslieder?“

Anna-Maria, 14, hat soeben „die Antifa“ an ihrer Schule mitbegründet. Sie würde „eigentlich überall hinfahren“, sagt sie, Hauptsache Festival, kulturelle Ausstellungen und linker Jugendaustausch. Doch „nach den ganzen Zusammenbrüchen der letzten Jahre“, erläutert ihr ein Kerl namens Michi, sei es fast unmöglich gewesen, „überhaupt ein Land außer Kuba zu finden, das diese Festspiele noch durchführen will“.

„Michi“ ist Michael Götze, Bundesvorsitzender der Sozialistischen Deutschen Arbeiter-Jugend (SDAJ) und Mit-Organisator der Weltfestspiele. Er empfiehlt, in Kuba „die Anwesenheit fortschrittlicher Jugendlicher zu genießen“ und ansonsten die Lektüre der SDAJ-Broschüre, die „jede Spende, auch wenn sie noch so gering erscheint“, als „politisch-moralische Unterstützung“ propagiert. Die SDAJ geht mit gutem Beispiel voran: „In den vergangenen Jahren“ habe sie sich „an Geld- und an Materialsammlungen, wie Kondome für Kuba, beteiligt.“

Was sonst noch zu beachten wäre, könnte Olaf vom Verein zur Förderung sozialistischer Arbeit und Kinderpolitik wissen. Er war immerhin „schon mal da“, nickt er gewichtig. Leider beschränkt sich seine Analyse der kubanischen Gesellschaft und Lebensbedingungen auf ein schwärmerisch-differenziertes „und es ist nett da“.

Beim nächsten Treffen am 16. Januar um 18 Uhr, Movimiento, DGB-Haus, Besenbinderhof 60, soll die „Darstellung der Bundesrepublik“ bei den Festspielen diskutiert werden. Michael Götze hofft dann auf größere Resonanz. Denn daß sich diesmal – nachdem mehr als 100 Jugendorganisationen angeschrieben worden waren – nur 14 Seelen einfanden, wurmt ihn. Parteikollege Carsten klärt ihn auf, daß „auf den Schreiben leider keine Absenderadresse drauf war“.